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Munition für Verschwörer

■ Ballistische Untersuchung ergab Zusammenhang mit Waffenraub 1990

Als am 14. April 1990 rechte Extremisten ein Waffenlager der südafrikanischen Luftwaffe bei Pretoria geknackt und Schußwaffen sowie Munition gestohlen hatten, machte der Schwarzenführer Chris Hani einen ANC-Kollegen darauf aufmerksam, daß diesem Raub etwas Verdächtiges anhafte. „Ich erinnere mich noch ganz gut daran, wie Chris sagte, die Waffen seien lediglich in andere weiße Hände verschoben worden für verdeckte Operationen gegen die schwarze Opposition“, erzählt Tokyo Sexwale, ein regionaler ANC-Topkader und enger Freund Chris Hanis. „Nun hat sich gezeigt, daß er damit recht hatte.“

Genau drei Jahre später nun ist eine der Pistolen, die damals gestohlen wurden, nach ersten ballistischen Untersuchungen als die Waffe identifiziert worden, mit der Hani am Samstag ermordet wurde. Die Polizei sagte gestern, sie hoffe, daß dieser Befund ihr Aufschluß daüber geben werde, ob der mutmaßliche Attentäter Janusz Wallus in Auftrag und mit Unterstützung von rechtsradikalen Pro- Apartheid-Gruppen gehandelt hat. Für den ANC ist dies gar keine Frage. Unklar war bis gestern indes, ob der Hani-Attentäter Mitglied der Afrikaaner Weerstandsbeweging (AWB) oder der sogenannten Weißen Wölfe sei. Bisher hat die Polizei nach eigenen Angaben keine Verbindungen des Täters zu diesen Gruppierungen feststellen können, nicht zuletzt deshalb, weil Wallus bisher die Aussage verweigert.

Für den ANC ist klar, daß diejenigen, die mit der Untersuchung des Mordfalls befaßt sind, die „Verwicklung der Regierung in das Komplott verdecken“ wollen. Der Sprecher des Ministeriums für Recht und Ordnung, Craig Coetzee, hält dagegen, solche Anschuldigungen seien unverantwortlich.

Der Raub von 70 Schußwafffen und Tausenden Munitionsgürteln im Jahre 1990 geschah knapp drei Monate nachdem Präsident de Klerk in einer programmatischen Rede das Apartheidsystem für beendet erklärt hatte. Der Drahtzieher des Waffenraubs, der Führer der Boere Orde, Piet Rudolph, wurde nach einiger Zeit festgenommen. Die meisten Waffen wurden gefunden, über 50 Rechtsradikalen wurde der Prozeß gemacht, einschließlich zweier junger Wachhabender der Luftwaffenbasis bei Pretoria. Der größte Teil der Männer wurde nach kurzer Zeit auf freien Fuß gesetzt. Paul Taylor (wps)

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