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■ Die lettische Künstlerin Baiba Ripa im Kaifu-Art-Center

im Kaifu-Art-Center

„Mit meiner Art mich auszudrücken, war ich in der ehemaligen Sowjetunion zu früh und hier im Westen habe ich manchmal das Gefühl, daß ich gewissen Prozessen hinterherhinke,“ sagt die junge lettische Künstlerin Baiba Ripa. Eine Einschätzung, die sie mit vielen baltischen Künstlern ihrer Generation, die noch in der Sowjetunion ausgebildet wurden, teilen wird. Zudem findet auch nach der Gründung der unabhängigen Baltenrepublik Lettland, in der sich derzeit Defätismus, Depression und Euphorie zu einem gefährlichen Cocktail mit Katereffekt mischen, noch nicht die offene künstlerische Auseinandersetzung statt, wie Ripa sie sich erhofft.

1Baiba Ripa bezeichnet ihre Zeichnungen und Bilder selbst als „graphische Malerei“. Eine bemerkenswerte Mixtur aus Graphik und klassischer Malerei. Dabei entwickelt sie einen ausgeprägten Hang zu ästhetisierenden Details. Und dennoch, obwohl sie sehr akribisch vorgeht, strahlen ihre Arbeiten große Verspieltheit aus. Die haarscharf gezeichneten und gemalten, manchmal phantastisch anmutenden und sich bizarr windenden Formen, Muster und Figuren entstehen aus direkt aufs Papier projezierten „Kopfbildern“. Manchmal jedoch dient auch die Natur als Vorlage: so bildet sie beispielsweise grafisch modifizierte Muscheln und Hyazinthen ab.

1Mit der Ausstellung im Kaifu-Art- Center, das sich langsam aber sicher zu einem Geheimtip für osteuropäische Künstler in Hamburg entwickelt, präsentiert Ripa zum erstenmal im Westen ihre „graphisch-malerischen Symbiosen“ einer größeren Öffentlichkeit. Insidern bekannt wurde Ripa als lettische Projektleiterin von Van Gogh-TV auf der letztjährigen documenta. Sie überwandt in Riga die massiven Vorbehalte gegenüber der experimentellen-interkommunikativen Art des Fernsehens und öffnete damit für Lettland direkte „Kanäle“ zur documenta.

Überhaupt leben Ripas künstlerische Arbeiten von der Kommunikation. Ohne es selber so besonders betonen zu wollen, stehen die Aktivitäten der 28jährigen, die seit gut zwei Jahren zwischen Hamburg, Düsseldorf, Berlin und Riga rastlos hin und her pendelt, auch unter dem Aspekt der Konfrontation von Ost- und Westerfahrungen. Dierk Jensen

Kaifu-Art-Center, Bundesstr. 107. Ausstellung läuft bis 25. 4., Di-Fr 16-20 Uhr, Sa-So 12-20 Uhr

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