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Nacht oder Freimarkt?

■ SPD-Selbständigen-Treff: keine Einigung

Nacht oder Freimarkt?

SPD-Selbständigen-Treffen: keine Einigung

Osterwiesen-Gastronom Robert Weinert setzte auf die Holzhammer-Methode. „Achim Grunert ist ein Parasit des Freimarktes“, der die „Stadthalle V für einen Dumping-Preis“ zur Freimarktzeit bekomme. Seinen Standbetreibern bei „Bremen bei Nacht“ nehme er „40.000 Mark in Vorkasse“ ab und verkaufe als Generalgastronom Bier zu überhöhten Preisen. Der Einwurf Weinerts brachte die SPD-Arbeitsgemeinschaft Selbständiger gestern auf der Osterwiese richtig in Stimmung.

Thema Nummer eins: Wird es ein friedliches Nebeneinander von Freimarkt und „Bremen bei Nacht“ geben können. Seit drei Jahren läuft in der Stadthalle V parallel zum Freimarkt die Gastronomie-Veranstaltung „Bremen bei Nacht“: Zum Leidwesen der Schausteller mit riesigem Erfolg. Einzelne Freimarktgastronomen klagen mit 30prozentigem Umsatzrückgang seitdem. Knackpunkt: Der Freimarkt schließt werktags um 23 Uhr, die Halle V morgens um drei. Jetzt wurde bekannt, daß Grunert auch Halle IV in seine Veranstaltung einbinden will (vgl taz vom 13.4.).

Für die größte Überraschung gestern morgen sorgte Bremen- bei-Nacht-Veransalter Achim Grunert selbst, der sich in die Höhle der Schausteller gewagt hatte. Er habe die Idee mit der Halle IV als Angebot für die Schausteller verstanden, die sich in den Vorjahren auch über den Lärm der späten Gäste Grunerts im Bereich Bürgerweide beschwert hatten. Durch die Halle IV könne er in Zukunft seine Gäste in Richtung Holler Allee nach Hause schicken, „aber natürlich kann ich meinen Gästen nicht zumuten, durch eine dunkle Halle hinaus in die Wallachei zu treten.“ Deshalb müsse er die Halle IV einbinden. Grunert weiter: „Wenn es nach mir geht, bleibt alles wie es war und ich verzichte auf Halle IV.“

Für Unmutsäußerungen sorgte Grunerts Ankündigung, daß er derzeit mit der Stadthalle um die Verlängerung seines Vertrages ab 1994 verhandele. Stadthallenchef Seesing warnte die Schausteller, „Grunert nicht in dieser Weise an den Pranger zu stellen“, und versuchte zu vermitteln: Er sei qua Aufgabe verpflichtet, für die Auslastung der Hallen zu sorgen. Die Schausteller sollten die Zeit nutzen, um von sich aus ein Konzept zu entwickeln. „Wieviel kostet das?“ wollte wiederum Weinert wissen, der mehr improvisiert als überlegt ankündigte, mit anderen Schaustellern die Halle künftig zu mieten und für Grunert so kaltzustellen. Heinz Seesing: „Machen Sie ein Angebot und legen Sie ein Konzept vor.“

Angenehm rutschte den Schaustellern die Bekenntnisse des SPD-Fraktionschefs Dittbrenner herunter. Er sei „schon immer ein Gegner anderer Aktivitäten während des Freimarktes“ gewesen, erklärte er unter Beifall, „über die Schlußzeiten in der Halle V müssen wir reden.“ Das genau ist die Forderung der Schausteller, die Grunerts Bremen bei Nacht eine Schlußzeit von 1.00 Uhr aufdrücken wollen.

Fazit gestern: Bremen bei Nacht und der Bremer Freimarkt bleiben weiter ein Konfliktpaar, auch wenn der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Bremen, Karl-Heinz Fehrensen, gestern bedauerte, daß „man da immer reinschlagen muß wie auf kaltes Eisen.“ mad

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