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Entschieden zuweit gegangen

■ betr.: "Würgeengel in der Kita", taz vom 5.4.93

betr.: „Würgeengel in der Kita“, taz vom 5.4.93

Daran, daß die Aufmacher im Lokalteil immer reißerischer bzw. niveauloser werden, kann sich ein Euch wohlgesonnener Leser zur Not gewöhnen, wenn in der miesen Aufmachung ein seriöser Inhalt steckt. Mit dem „Würgeengel in der Kita“ von Corinna Raupach seid Ihr allerdings entschieden zuweit gegangen! Wie wär's denn mit „Die Bestie hat wieder zugeschlagen“ oder „Vampir beißt Säugling“?

Das ach so wunderbare Wortspiel – mit Würgeengel assoziiert natürlich jede/r sofort Todesengel! – mag ja vielleicht noch ganz lustig sein, der Spaß hört für mich allerdings auf mit der Veröffentlichung des vollständigen Namens dieser Frau, ohne auch nur den geringsten Versuch unternommen zu haben, in dieser EiKita zu recherchieren.

Subjektives journalistisches Engagement für die Schwächsten der Gesellschaft begrüße ich aufs schärfste. Ich frage mich nur, ob sich Frau Raupach und der Rest der Lokalredaktion in einer ruhigen Minute schon mal überlegt haben, daß ihre moralisch integre, doch leider handwerklich erschreckende Naivität vielleicht von interessierten Kreisen dazu ausgenutzt worden ist, die taz als Werkzeug in einer Schlammschlacht persönlicher Animositäten zu benutzen. [...] Georg Drewnitzky, Berlin 36

Wir protestieren entschieden und empört gegen den in Ihrer Zeitung erschienenen Artikel gegen die Kita Anhaltspunkt und ihre Beschäftigten. Wir sehen darin einen massiven Vorwurf gegen uns als Eltern, unsere Kinder in „so eine“ Kita zu schicken. Denn die von Ihnen aufgestellten Behauptungen und Vorwürfe müßten uns ja auch bekannt sein.

Wir können diese in keinem einzigen Punkt oder auch nur im Ansatz bestätigen. Statt dessen wissen wir, daß diese Kita ganz im Gegenteil etwas sehr Positives darstellt. Dies konnten viele von uns durch tätige Mitarbeit über längere Zeiträume ausdrücklich feststellen. Eltern arbeiten in der Gruppenarbeit mit, helfen beim Kochdienst, kochen auch selber und haben über den Durchschnitt hinaus Einblick in sämtliche Abläufe.

Wir empfinden diese Kita als einen Ort der Freude – nicht der Angst. In Empörung und sehr traurig und entsetzt, daß Sie diesen Artikel, ohne uns oder die Kita überhaupt zu befragen oder sich vor Ort sachkundig zu machen, so abdrucken (denn sie waren ja bis heute nicht vor Ort), übergeben wir Ihnen hiermit unsere Unterschriften. Diese wurden übrigens angstfrei und mit Überzeugung geleistet. Sie können an jedem Ort wiederholt werden. Elternschaft der E.I.Kita

Anhaltspunkt e.V.,

28 Unterschriften

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