piwik no script img

Telekom will vorne sein

■ Fachhochschule der Telekom führt projektorientiertes Studium ein

Berlin. Die Telekom-Fachhochschule für Nachrichtentechnik will als erste Berliner Hochschule ihr Studium reformieren. Das Postunternehmen plant, ab 1994 in der Tempelhofer Ringbahnstraße ein dreiteiliges Studium mit Praxissemester anzubieten. Der einzige Studiengang heißt dann „Informations- und Kommunikationstechnik“. Seit 1972 gibt es in Berlin die Fachhochschule der Post, inzwischen Telekom.

Die neuerdings lila-grauen Postler bieten in einem Teststudiengang ein je dreisemestriges Grund- und Hauptstudium an. Danach sollen die Studierenden im Sold des Postunternehmens Telekom ihr Wissen zwei Semester lang vertiefen. Ein halbes Jahr Praxis, so kündigte der Rektor der Telekom-Fachhochschule, Egon Hilt, sei obligatorisch und könne auch im Ausland verbracht werden. Hilt begründete die Reform damit, daß „die Halbwertzeit des verwendbaren Spezialwissens circa vier Jahre beträgt“. Man könne den StudentInnen nicht mehr in derselben Zeit den Lehrstoff als Faktenwissen eintrichtern. Im bisherigen Studium der Nachrichtentechnik fehlten „interdisziplinäre Erkenntniserfahrung“ und „nichtfachliche Schlüsselqualifikationen“. Das Lernen zum Selbstlernen sei die wichtigste dieser Schlüsselqualifikationen, meinte Hilt.

Die StudentInnen der erneuerten Nachrichtentechnik sollen künftig ein projektorientiertes Studium in kleinen Gruppen absolvieren. Auf den frontalen Hörsaalunterricht soll soweit wie möglich verzichtet werden. Neben diesem progressiven Moment hält die Telekom auch erhebliche Verschärfungen bereit. Die Studierenden sollen von Beginn an um ihren Status kämpfen: Richtig zugelassen werden sie erst „nach einem persönlichen Vorstellungsgespräch“. Und nach dem dritten Semester soll eine „strenge Überprüfung der Leistungsfähigkeit“ eingeführt werden.

Der Telekom-Professor Hilt will die Vermittlung von Erkenntnis an die von Fachwissen setzen. Die Studierenden müßten lernen, mit Speichermedien umzugehen. Die Suchfähigkeit und die Kombinationsfähigkeit von Wissen solle gelehrt werden. Die Studienreform an der Telekom-Hochschule solle Modellcharakter für andere Hochschulen haben. cif

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen