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Mit Volldampf für morgen Energie sparen

■ Öffentlichkeit soll Weichen für Berlins zukünftige Energiepolitik stellen / Umweltsenator lädt Fachwelt und Umweltverbände zu Veranstaltungsreihe ein

Berlin. Die drohende Klimakatastrophe sei kein Hirngespinst von grünen Spinnern. Nur wenn schnell mit dem Energiesparen begonnen werde, warnte gestern Umweltstaatssekretär Lutz Wicke (CDU), „könnten wir unseren Kindern noch helfen“. Das durch den Energieverbrauch freiwerdende Kohlendioxid, für Menschen völlig ungiftig, erwärme die Erde maßgeblich. Jeder Berliner setzt pro Jahr 8,9 Tonnen des Treibhausgases frei.

Um das zu ändern, habe sich Berlin vor zwei Jahren gemeinsam mit inzwischen über anderen 150 europäischen Städten dem Klimabündnis angeschlossen – bis zum Jahr 2010 soll der jährliche Ausstoß des Klimagases CO2 im Vergleich zu 1990 um die Hälfte vermindert werden. Berlin könne mit allen Anstrengungen und zusätzlich benötigtem Geld aus dem Bundeshaushalt bis dahin zwar nur um ein Viertel reduzieren, doch um die für die restlichen 25 Prozent notwendigen einschneidenden Veränderungen in der Stadt mit Hilfe eines Landesenergiegesetzes durchzusetzen, sei eine breite Debatte in der Öffentlichkeit nötig. Die Diskussion eröffnet Umweltsenator Hassemer (CDU) nun in der kommenden Woche.

In der ersten von insgesamt fünf öffentlichen Veranstaltungen, die am kommenden Mittwoch stattfindet, wird den Teilnehmern ein Überblick über das von der Umweltverwaltung erarbeitete Energiekonzept und über das Landesenergiespargesetz gegeben, das der Senat im kommenden Jahr verabschieden soll.

Nach diesem Thema geht es um einen vernünftigen Umgang mit Energie in Gebäuden, um ordnungsrechtliche Möglichkeiten wie etwa die Kontrolle der Wärmeschutzverordnung oder die Auswahl von Sanierungsgebieten, in denen beispielsweise der Ausbau der umweltfreundlichen Fernwärme forciert werden soll. Insgesamt liegen der Umweltverwaltung bereits mehr als 100 Einwände von Experten, Verbänden, Initiativen, Politikern und Einzelpersonen gegen des Energiekonzept vor, berichtete gestern Maria Pearce von der Energieleitstelle. Diese Einwände sollen auf den fünf Veranstaltungen – soweit möglich – geklärt werden. Unter anderem wird es dabei um die CO2-Reduzierung im Verkehr (26.4.), die Energieeinsparung in Industrie und Gewerbe (29.4.) und eine umweltgerechte Gestaltung der Energieversorgung (30.4.) gehen. Die Ergebnisse der Veranstaltungsreihe werden Mitte Mai im Haus der Kulturen der Welt vorgestellt.

Bei der Anhörung haben die Teilnehmer erneut Gelegenheit, Bedenken zu äußern. Ziel sei es, zwischen den verschiedenen Interessengruppen einen möglichst breiten Konsens herzustellen, damit der Umweltsenator wiederum bei den Verhandlungen im Senat um das zukünftige Landesenergiegesetz eine starke Position habe, erläuterte Staatssekretär Wicke.

Wicke zeigte sich gestern eher pessimistisch, als er den Erfolg seiner Bemühungen abschätzen sollte. „Wir müssen heute teuer löhnen“, sagte er, „damit die Folgen unseres Energieverbrauchs in den Jahren 2030 bis 2100 nicht zu schwerwiegend werden.“ In der Politik aber werde in viel kürzeren Zeiträumen gedacht, deshalb gebe es wenig Bereitschaft, schon heute für morgen zu sparen. Dirk Wildt

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