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Leblose Fratze

KOMMENTAR

Leblose Fratze

Der Boden ist verscherbelt, die Entscheidungen über das Erscheinungsbild der Bürostadt auf der Kehrwiederspitze längst gefallen, und trotzdem strömten am Donnerstag Hunderte in die Deichtorhallen, um ihren Unmut los zu werden. Über so viel Interesse müßte Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller eigentlich beglückt sein.

Aber über das Produkt kann nur ein Kassenwart glücklich sein. Ein Herzstück Hamburgs wurde verkauft und die städtischen Immobilienhändler wollen uns nun weiß machen, daß dort etwas ganz Besonderes entsteht. Außergewöhnlich ist daran jedoch nur der politische Blindflug, in dem der kostbare Baugrund den Immobiliengeiern zum Fraß vorgeworfen wurde.

Geld mußte her und in der Eile nahm sich im Senat niemand die Zeit, über politische Instrumente nachzudenken, mit denen man die Baugier hätte steuern können. Konsequenz: Der traditionsreichen, arbeitsamen und geheimnisvollen Speicherstadt wird eine sterile, monotone, menschenleere und verglaste Bürostadt übergestülpt. Als müßte sich Hamburg dort noch einmal ein Monument für all seine stadtentwicklungspolitischen Fehler der Vergangenheit setzen.

Da vewundert des Oberbaudirektors Jubel, der heutzutage so gerne die Mischung von Leben und Arbeiten anpreist. Zu seinem Urteil über das Trade Center bleibt nur zu sagen: „Lieber ein schöner Hintern als eine leblose Fratze.“ Sannah Koch

Siehe Bericht Seite 34

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