: Bremer Technologiepolitik „überbewertet“
■ BAW und Arbeiterkammer sind skeptisch über Erfolge der Technologie-Förderung
Bremens Technologie-Förderung läßt zu wünschen übrig. Zu diesem Ergebnis sind völlig unabhängig voneinander zwei Untersuchungen gekommen: die eine hat die Arbeiterkammer Bremen angestellt, die andere der „Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung“ (BAW) beim Wirtschaftssenator. Unter Bezug auf die Ergebnisse der BAW-Studie kritisiert Bremens CDU-Vorsitzender Bernd Neumann, der auch parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium in Bonn ist, Bremens Technologie- Förderung habe „viel zu spät“ Mitte der 80er Jahre eingesetzt und sei „unzureichend“.
Bremen liegt immer noch weit hinten, was die Zahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung (F&E) angeht. Die Fördermittel des Landes seien unterdurchschnittlich niedrig, kritisiert Neumann. Dagegen würde aus Bonn überdurchschnittlich viel nach Bremen fließen: 2,7 Prozent des Forschungsförderungsetats, obwohl Bremen nur 1,2 Prozent des Bruttoinland-Produktes erwirtschafte.
An der Weser wird viel gefördert, aber es kommt wenig dabei rum, hat die BAW-Studie ergeben. Während im Bundesdurchschnitt 40 Prozent der Ausgaben für F&E aus staatlichen Töpfen kommen, immerhin 60 Prozent von der Privatwirtschaft selbst aufgebracht werden, muß der Staat in Bremen den Unternehmen mit 53 Prozent unter die Arme greifen.
Die Ursachen für diese ungünstige Struktur liegen auf der Hand: Die großen Summen der Bonner F&E-Finanzierung fließen in die Raumfahrt-Industrie (Erno mit 47 Millionen 1991) und in die Meeresforschung (das Alfred-Wegener- Institut erhielt 90 Millionen 1991). Die großen industriellen Arbeitgeber Bremens sind gleichzeitig „verlängerte Werkbänke“ von Unternehmen, die ihren Kopf anderswo organisieren (Daimler), oder alte Problembranchen wie Stahl. Der technologie-intensive Mittelstand ist in Bremen dagegen sehr wenig vertreten. Neumann sieht hier auch ein Problem der Wirtschaft und stellte die Frage, ob die Kammern immer die Unternehmen hinreichend beraten. Die Mittelstandsprogramme des Forschungsministeriums würden aus Bremen sehr wenig in Anspruch genommen.
Daß die bremische Technologiepolitik eher magere Ergebnisse zeitigt, hat auch die Arbeiterkammer in ihrer Untersuchung festgestellt. Fast 90 Prozent der Beschäftigten im Technologiepark Universität arbeiten in Firmen, die aus der unmittelbaren Umgebung hierhin verlagert wurden, weniger als 10 Prozent in neu angesiedelten Unternehmen. Mit dieser Zahl bezweifelt die Arbeiterkammer auch die offizielle Erfolgsstatistik des Senats, daß ein Viertel der Arbeitsplätze im Technologiepark „neu geschaffen“ seien.
Zwei Drittel der Unternehmen Mit Sitz im Technologiepark haben „keinen einzigen Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung“, stellte die Arbeiterkammer fest. Über ein Drittel der Firmen habe überhaupt noch nie mit der Universität oder einem Forschungsinstitut kooperiert.
„Dieses insgesamt unbefriedigende Ergebnis ist um so erstaunlicher“, folgert die Untersuchung der Arbeiterkammer, „als die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft den Schwerpunkt der Innovationsförderung des Landes bilden und zum Teil umfangreich bezuschußt wird.“ Ehrlicherweise sollte man nicht von Technologiepark Universität, sondern von einem „technologieorientierten Verdichtungsraum“ bremischer Gewerbegebiete reden, folgert die Arbeiterkammer, seine Bedeutung für die Zukunft Bremens werde in der öffentlichen Diskussion „deutlich überbewertet“. K.W.
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