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Regenwald für den Landtag gerodet

■ Greenpeace: Mehrere hundert Türen im Preußischen Landtag aus Tropenholz / Selbst CDU fordert Konsequenzen

Berlin. Neuer Umweltskandal im Preußischen Landtag: Die meisten – vielleicht sogar alle – der 640 Türen sind aus Tropenholz. Dies machte gestern die Umweltschutzorganisation Greenpeace öffentlich. Sie hatte zur Prüfung einen vereidigten Sachverständigen eingeschaltet. Laut seinem Gutachten sind die Rahmen der geprüften Türen aus „Meranti“. Bäume aus diesem Holz werden in Südostasien gefällt und so die Lebensräume der Ureinwohner zerstört, sagte gestern Carsten Körnig von Greenpeace der taz.

Das Verwenden von Tropenholz ist allerdings nicht nur ein ökologischer Skandal. Der Senat hat vor Jahren beschlossen, daß in öffentlichen Gebäuden nicht mit Holz aus Regenwäldern gebaut werden darf. Gegen die sogenannte Beschaffungsrichtlinie hatte Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU), Bauherrin des Preußischen Landtags, allerdings schon mehrmals verstoßen. Denn laut Richtlinie dürfen auch keine FCKW-haltigen Baustoffe benutzt werden, da die Flurchlorkohlenwasserstoffe die Ozonschicht zerstören.

Greenpeace hatte insgesamt vier Mal FCKW-haltige Isoliermaterialen auf der Baustelle des Parlaments entdeckt – zuletzt in dieser Woche. Jedesmal war von Laurien versprochen worden, ab sofort keine FCKW-Materialien mehr zu verwenden. Auf das Tropenholz angesprochen, begriff Laurien- Sprecher Lutz-Rainer Düsing gar nicht, worum es ging. Er behauptete, daß bei den Furnieren der „umstrittenen Türen“ Kirschholz verwendet worden sei. Das aber hatte Greenpeace gar nicht bestritten. Die Umweltorganisation hatte nämlich ausfindig gemacht, daß sich das „Meranti“ als Rahmen unter dem Furnier befindet.

Nun wird es für Parlamentspräsidentin Laurien eng. Denn sollten sich die Vorwürfe bestätigen, kündigte Uwe Goetze, umweltpolitischer Sprecher der CDU, gegenüber der taz an, daß seine Fraktion das Thema auf die Tagesordnung im Parlament setzen wird. Jetzt müsse geklärt werden, wer verantwortlich sei – möglicherweise unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Folgen müßten sich negativ auf die Beförderung des Betreffenden auswirken, forderte Goetze.

„Gruner+Jahr“ hatte, als vor vier Jahren die Umweltschutzorganisation Robin Wood auf der Hamburger Baustelle des Verlagshauses Tropenholz-Fenster entdeckt hatte, eine andere Konsequenz gezogen. Der Verlag gründete eine „Stiftung Regenwald“ und zahlte eine Million Mark. Mit diesem Geld und weiteren Spenden, berichtete ein Mitarbeiter des Hauses gestern, wird ein Wiederaufforstungsprogramm in Borneo finanziert. Für die „Gruner+Jahr“-Fenster seien dort vier Regenwaldbäume gefällt worden.

Doch CDUler Goetze hält diese Form der Wiedergutmachung für undiskutabel. Immerhin habe der Verlag seine Gewinne geschmählert, das Berliner Abgeordnetenhaus aber dürfe sich nicht mit dem Ausgeben von Steuergeldern die Hände „reinwaschen“. Dirk Wildt

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