: Krauses rohe Frau
■ Wie Nachbarschaftshilfe funktioniert / Die Landes-CDU stützt den Minister
Güstrow/Hamburg (dpa) – Dem CDU-Vorsitzenden von Mecklenburg-Vorpommern, Bundesverkehrsminister Günther Krause, hat der Landesvorstand seiner Partei einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. Generalsekretär Reitz sprach von einer „Kampagne“ gegen Krause. Die SPD verurteilte das Votum: Es sei ein Skandal und zeuge vom desolaten Zustand der CDU.
Krause selbst dementierte auf der CDU-Vorstandssitzung jegliche Rücktrittsgedanken. Er gehe davon aus, daß das vom Bundeskanzler angekündigte Gespräch unter vier Augen nach Rückkehr Helmut Kohls aus dem Urlaub bald stattfinde. In bezug auf die „Putzfrauen-Affäre“ räumte Krause fehlende Sensibilität seiner Ehefrau ein, die den umstrittenen Arbeitsvertrag abgeschlossen habe. Alle anderen Anschuldigungen seien „alte und längst widerlegte Kamellen“. Vielleicht werde ihm übelgenommen, daß er mehr Geld in die ostdeutschen Verkehrswege investiere als in die westdeutschen. Er habe offensichtlich auch in Bonn Feinde.
Während Krause dementierte, er habe den arbeitslosen Ex-Hausmeister Gerhard Hesse schwarz beschäftigt, schreibt der Spiegel, Hesse habe auf Bitten von Krauses Ehefrau im Frühjahr 1992 zwei Wochen lang ein Grundstück der Krauses von Unrat und Schutt befreit. „Sechs Stunden am Tag“ habe er da „rumgemacht“, wird der Mann zitiert. Trinkgeld habe er erhalten – wie hoch es war und ob es sich nicht doch eher um eine Art Lohn handelte, dazu schwieg er.
Krause nannte die Beschäftigung Hesses eine „in einer dörflichen Gemeinschaft selbstverständliche Nachbarschaftshilfe, die im übrigen sporadisch und keineswegs über einen Zeitraum von zwei Wochen erfolgte“. Arbeitsamt und Finanzamt in Rostock dementierten, gegen Krause zu ermitteln. Doch zitierte der Spiegel einen „hohen Beamten“ mit den Worten, das Finanzamt werde „die Akten von Krause und Hesse noch sehr genau“ untersuchen.
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