: Asyl-Schiff an die Schlachte?
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Karoline Linnert, Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen, ist sauer: Hatte sie doch gestern dem Weser- Kurier entnehmen müssen, daß sich die SPD- Spitze nun doch gegen den Kohlenhafen als Standort für ein Asyl-Wohnschiff entschieden habe. Neuer Vorschlag der SPD: Ein Anlegeplatz am Weserbahnhof auf der rechten Weserseite, dort, wo im Moment noch die „Jola“ für obdachlose Junkies liegt. Einfach entschieden, schimpft Linnert, ohne Rücksprache mit dem Koalitionspartner!?! Gemach, gemach, rät Wolfgang Rohde, Sprecher des Gröpelinger Beirates. Auf dem samstäglichen Treffen von SPD-Parteispitze und SPD-Beiräten habe man nur ein Meinungsbild erstellt. Der Weser-Kurier sei da ein bißchen weit vorgeprescht.
Mit der Wohnschiff-Debatte hat die SPD auf die Arbeitsverweigerung des Gröpelinger Beirates reagiert, die sogenannte „Politik der leeren Stühle“, sowie auf mehrere Austrittsdrohungen. Nur wenn sich Senat und Deputation offiziell gegen den Kohlenhafen als Standort entschieden, so Rohde, werden die Beiräte wieder arbeiten. Auch wenn sich die Fraktionen der SPD intern geeinigt haben, auch bei der FDP stößt der Vorschlag nicht auf Beifall: Ein Wohnschiff am Weserbahnhof würde die Bemühungen um Gewerbeansiedlung im Europahafen vernichten. Gar an der Schlachte? „Angesichts der Bemühungen zur Aufwertung der Innenstadt völlig inakzeptabel“.
Den Standort Schlachte hat der SPD-Ortsverein Innenstadt in die Diskussion geworfen. Vorsitzende Brigitte Dreyer: „Daß der Bummelboulevard multikulturell ist, kann man sich ja nur wünschen.“ Außerdem habe die Innenstadt schon immer eine hohe Akzeptanz gegenüber Menschen unterschiedlicher Nationen und Traditionen gezeigt.
Ganz „unsinnig“ findet Dietrich Heck, Ortsamtleiter Mitte, den Standort Schlachte. Das Schiff sei schließlich potthäßlich, „das wäre wie ein Wohncontainer auf dem Marktplatz“. cis
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