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Tiefe im Rauschen

■ Martin Conrad zeigt seine stille Malerei in der Galerie Kammer

zeigt seine stille Malerei in der Galerie Kammer

Widerschein aus dem dünnen Berg nennt Martin Conrad seine aktuelle Ausstellung. Widerschein ist alle Malerei, dünn ist der Berg, da auch ein Stein allein ihn repräsentieren kann. Da das komplette Umfeld des Menschen nicht abbildbar ist, geht Conrad von Naturmaterialien aus und setzt die Teile für das Ganze. Das ist die Theorie des Stilllebens, die hier auf die abstrakte Malerei übertragen ist.

Martin Conrad ist ein Vertreter jener stillen Maler, die in Hamburg die ungegenständliche, neoimpressionistische Malerei hochhalten. Seine Leinwände werden in dunklen Erdfarben grundiert und auf diesem Beet der Bildideen wird die Farbe in vielen Schichten solange aufgetragen, bis es zu einem Leuchten aus fernen Bildtiefen kommt.

„Der Impuls, an fortgeschrittenen Arbeiten eine weitere Schicht aufzutragen, trifft sich mit dem Grundgefühl, daß wir selbst und die Welt in Schichten existieren“ sagt Martin Conrad. Die Farbe kommt für ihn immer aus dem Dunkel, sie ist nicht im Bild gespiegelt, sondern in romantischer Weise hinter der Leinwand gedacht und durch das Bild dem Betrachter gezeigt. Eine solche Malerei ist ganz auf sich und ihr Material bezogen, sie hat keine direkte abbildbare Botschaft, verlangt Ruhe und Einfühlung vom Betrachter. Ein solches Verlangen ist ebenso unzeitgemäß wie aktuell, sollte denn all das rauschende Geschwätz wieder an Tiefe gewinnen. „Ich habe nichts zu sagen, was wir brauchen ist Stille“ zitiert der Künstler den amerikanischen Komponisten John Cage und bittet den Betrachter, sich in seinen dunkel vibrierenden Farbräumen zu verlieren, wie in einem spätbarocken Landschaftsgarten. Hajo Schiff

Galerie Renate Kammer, Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr; noch bis 30. April.

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