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Manhattan am Alex

■ Erste Phase des städtebaulichen Wettbewerbs Alexanderplatz entschieden / Fünf Teams in der zweiten Runde

Berlin. Entsteht am Alexanderplatz ein Mini-Manhattan, eine Investoren-Wüste, ein Boomtown? Oder gelingt es, dem Ort eine bauliche Mischung aus Hochbauten und berlintypischen Strukturen zu geben, wo Urbanität und Ökonomie gleichermaßen zugelassen sind? Das Ergebnis der „ersten Stufe“ des „Städtebaulichen Wettbewerbs Alexanderplatz“ weckt die Befürchtung, daß sich die Hochhaus-Visionen statt eines modernen Stadtkonzepts durchsetzen werden.

Die Jury unter dem Vorsitz des Berliner Architekten Jürgen Sawade hatte entschieden, daß fünf der vierzehn eingereichten Arbeiten internationaler Architekturbüros in die engere Wahl – die zweite Entscheidungsstufe“ – genommen werden. In der von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer gestern präsentierten Vorauswahl konnten sich die Berliner Büros Kny & Weber, Hans Kollhoff, Daniel Libeskind, Flöting & Kaufmann sowie das Düsseldorfer Team Ingenhoven, Overdieck & Partner gegenüber so renommierten Planern wie Mario Botta (Lugano), davod Mackay (Barcelona) oder Murphy und Jahn (Chicago) durchsetzen.

Bei allen fünf Entwürfen veränderten die Architekten die bestehende Physiognomie des Alexanderplatzes: So umstellt beispielsweise Hans Kollhoff den Alex mit zwei Hochhaus-Karrees aus insgesamt 13 Türmen. In Richtung Mollstraße plant er zusätzlich ein „Downtown“ aus mächtigen Blöcken, die die Fußbebauung der Hochhausscheiben aufnehmen. Im Entwurf der Düsseldorfer Planer versinkt der Platz gar in einem Hochhaus-Dschungel. Die massigen Hochbunker und Glaskonstruktionen sprengen den bestehenden Maßstab.

Der Alexanderplatz, betonte Hassemer, müsse wieder die „Dimension der Weimarer Jahre“ zurückerhalten. In den Entwürfen werde er kleiner, ohne zu einer „drögen Fußgängerzone“ zu werden. Die Überarbeitung der Entwürfe bis zum Sommer dieses Jahres und die endgültige Entscheidung „muß nicht unbedingt zu einem Ergebnis mit solch riesigen Hochhäusern führen“, erklärte Sawade. Alle abgegebenen Arbeiten seien „flexibel“ handhabbar.

An der Auslobung hatten sich die Unternehmen Hertie, Kaufhof und die Ernst-Gruppe, Gruner & Jahr sowie die Deutsche Interhotel beteiligt. Geplant seien Investitionen von sieben Milliarden Mark für Hotels, Büros, Freizeiteinrichtungen und Wohnungen auf rund 1,5 Millionen Quadratmetern Bruttogeschoßfläche, sagte Claus Bergholz, Sprecher der Interhotel. Eine schnelle Realisierung sei wünschenswert, 1996 könnten die „ersten Kräne stehen“.

Weniger euphorisch zeigte sich Dorothee Dubrau, Baustadträtin von Mitte. Die Pläne seien zwar eine „gute Grundlage“. Dennoch müsse das „weite Spektrum“ geprüft und in der Öffentlichkeit diskutiert werden, sagte sie. Der neue Alex und die vorhandenen Bebauungen müßten aufeinander abgestimmt werden. Kritisch äußerten sich auch Kny & Weber gegenüber der taz: Die Investoren hätten mit „irrsinnigen Forderungen und unsinnigen Dimensionen“ Einfluß auf die Auslobung genommen. Rolf Lautenschläger

Die Entwürfe werden bis zum 15. Mai in der Kongreßhalle am Alex ausgestellt.

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