Trippelnde Bundesbanker

■ Leitzinsen erneut, aber ganz vorsichtig gesenkt

Berlin (taz/dpa) – Der Zentralbankrat, das höchste Entscheidungsgremium der Bundesbank, hat gestern einen neuen Trippelschritt in Richtung niedrigerer Zinsen gewagt. Er setzte die Leitzinssätze, zu denen sich die Geschäftsbanken mit Geld versorgen können, weiter herab: den Diskontsatz um 0,25 auf 7,25 Prozent, den Lombardsatz um ein halbes Prozent auf 8,5 Prozent. Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger sagte, die Bundesbank wolle „auf keinen Fall auf eine Billiggeldpolitik übergehen“. Denn die Notenbanker, deren Aufgabe die Sicherung des Wertes der D-Mark ist, fürchten die inflationstreibende Wirkung der steigenden staatlichen Neuverschuldung.

Dem stehen Prognosen von gestern gegenüber, nach denen die westdeutsche Rezession tiefer sein wird als vermutet: 2 Prozent statt 1,5 Prozent Minus beim Wirtschaftswachstum in diesem Jahr. Billigeres Geld schafft dabei laut Lehrbuch neue, konjunkturförderliche Investitionsanreize für Unternehmer. Waigel mag sich angesichts des Mißtrauens zunächst mit den 13,092 Milliarden Mark trösten, welche die Bundesbank aus ihrem 1992er Reingewinn von 14,725 Milliarden Mark an den Bund ausbezahlt. dri