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„Haut den Bossen auf die Flossen“

Mehr als 200.000 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter haben am Samstag unter dem Motto „Gegenwehr“ in mehreren ost- und westdeutschen Städten für die Einhaltung von Tarifverträgen demonstriert. Allein in Leipzig folgten knapp 50.000 Menschen dem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), den ostdeutschen Metall- und Stahlarbeitern in ihrem schwierigen Tarifkonflikt den Rücken zu stärken.

Dank sommerlicher Temperaturen und strahlender Sonne kam auf dem Augustaplatz vor dem Gewandhaus bei Grillwürstchen und Bier Ausflugsstimmung auf. „Viele Kollegen sind gleich mit der ganzen Familie angereist“, erzählte eine Verwaltungsangestellte aus der Edelstahlzieherei Lugau. Während der Nachwuchs im Spielzelt herumtollte, donnerte der IG-Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler ins Mikrophon: „Wir waren nicht für die Wiedervereinigung, um hinzunehmen, daß die Arbeitgeber aus Ostdeutschland eine Billiglohnkolonie machen.“ Und: „Wenn der Arbeitgeberputsch gegen die Tarifautonomie in Ostdeutschland nicht abgewehrt wird, dann wird es morgen in ganz Deutschland die Sicherheit eines Tarifvertrages nicht mehr geben.“ Auf Transparenten hieß es unter anderem: „Haut den Bossen auf die Flossen“.

In Nürnberg geißelte die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf-Mathies „die Verwüstung der Tariflandschaft“. In Potsdam forderte der DGB-Chef Heinz- Werner Meyer (siehe Foto oben), in Ostdeutschland müsse mit allen Mitteln ein erfolgreicher Probelauf für die Aufkündigung von Tarifverträgen im Westen verhindert werden. Die Ost-Arbeitnehmer seien keine „lohnpolitische Verfügungsmasse und keine industrielle Reservearmee“.

Der DGB beendete mit den Kundgebungen seine „Woche der Gegenwehr“. Heute beginnt in allen ostdeutschen Stahlbetrieben und in den Metallbetrieben von Sachsen und Mecklenburg die Urabstimmung. Da ein Einlenken der Arbeitgeber nicht zu erwarten ist, stehen dabei alle Zeichen auf Streik. Fotos: Peter Himsel

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