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Vance-Owen-Plan immer utopischer

■ EG will schärfere Sanktionen / „Parlamente“ der bosnischen und kroatischen Serben vereinigt

Belgrad/Zagreb/Middelfart (dpa/taz) Radovan Karadžić verweigert weiterhin die Unterschrift unter den Vance-Owen- Friedensplan für die ehemalige jugoslawische Republik Bosnien-Herzegowina. Auch die Präsidenten der international nicht anerkannten „Bundesrepublik Jugoslawien“ und der Republik Serbien, Dobrica Cosić und Slobodan Milošević, konnten den selbsternannten „Präsidenten“ der bosnischen SerbInnen nur zu einem bedingten Nachgeben bewegen. Karadžić schob nach den Gesprächen, die er in der serbischen Hauptstadt Belgrad geführt hatte, sämtliche Verantwortung für die Folgen seiner Verweigerung von sich. Nur das serbische Volk in Bosnien könne über die Annahme des Vance-Owen-Planes entscheiden. Immerhin: Noch am Samstag hatte Karadžić sich geweigert, über eine Unterzeichnung des Friedensplanes überhaupt zu diskutieren. Der Vance-Owen- Plan sieht eine Aufteilung Bosniens in zehn weitgehend unabhängige Provinzen vor.

Zeitgleich haben sich die nichtgewählten „Abgeordneten“ der bosnischen und kroatischen SerbInnen zu einem gemeinsamen „Serbenparlament“ vereinigt. Beobachter vermuten, daß das Treffen in der Grenzstadt Bosanski Novi der erste Schritt zu einer Vereinigung der von serbischen Milizen gehaltenen Gebiete in Bosnien und in der kroatischen Krajina sein könnte. Der nächste Schritt der demokratisch nicht legitimierten Versammlung könnte demnach die Ausrufung einer gemeinsamen Republik der SerbInnen Bosniens und der Krajina sein, die sich mittelfristig der „Bundesrepublik Jugoslawien“ anschließen könnte.

Der kroatische Präsident Franjo Tudjman und sein bosnischer Amtskollege Alija Izetbegović beschlossen am Sonntag erneut die Bildung eines gemeinsamen Oberkommandos ihrer Streitkräfte. Im Mittelpunkt der Gespräche in der kroatischen Hauptstadt Zagreb standen die Kämpfe zwischen muslimischen und kroatischen Truppen in Bosnien. Tudjman und Izetbegović warnten vor einem Auseinanderbrechen der Allianz gegen die „serbischen Aggressoren“ und forderten ihre Landsleute in Bosnien auf, die Feindseligkeiten umgehend einzustellen. Die Kämpfe zwischen den nominell verbündeten Truppen der Muslims und Kroaten hatten in der vergangenen Woche mehrere hundert Todesopfer gefordert.

Die EG-Außenminister schließen derweil Luftangriffe auf serbische Stellungen in Bosnien nicht mehr aus. Auf ihrem Treffen im dänischen Middelfart forderten die EG-Politiker außerdem eine weitere Verschärfung der UN-Sanktionen gegen die aus Serbien und Montenegro bestehende „Bundesrepublik Jugoslawien“. Die EG will zusätzlich Zollbeamte für die Überwachung des UN-Embargos gegen Jugoslawien zur Verfügung stellen und auf einen Ausschluß des Landes aus allen internationalen Organisationen hinarbeiten. Für eine Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien-Herzegowina sprach sich dagegen nur der deutsche Außenminister Klaus Kinkel aus. Seiten 3 und 10

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