Editorial zeozwei 02/16: So sieht Widerstand aus

Das Motto dieser Ausgabe besteht nur aus einem Wort: Danke.

Wendland-Ikone Marianne Fritzen Bild: Anja Weber

Selbst in Deutschland laufen noch acht Atomkraftwerke. Dennoch haben viele Leute das Gefühl: Die Atomkraft hat sich erledigt. Emotional scheint sie das zu sein, seit Kanzlerin Merkel und die damalige Koalition in der Folge der Katastrophe im japanischen Fukushima 2011 den kurz zuvor zurückgenommenen Atomausstieg doch wieder beschlossen haben. Faktisch steigt gerade sogar Japan wieder ein.

China hat 2015 acht neue Reaktoren ans Netz gebracht. Und die „ökologische Erblast der Kernenergie bleibt einzigartig”, schreibt Gerd Rosenkranz in unserem Dossier zum 30. Jahrestag der Reaktorkatastrophe im Block 4 des sowjetischen Atomkraftwerkes Tschernobyl. Zwar seien Atomkraftwerke unwirtschaftlich, aber zum Beispiel in autoritären Regimes nach wie vor hoch begehrt – als Option zum Bau einer Bombe.

Doch auch unabhängig davon, dass es noch keinen globalen Atomausstieg gibt, ist Tschernobyl nicht Vergangenheit. Tschernobyl sei der Beginn einer neuen Geschichte der Menschheit, sagt die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. Denn Raum und Zeit hätten keine Bedeutung mehr, wenn sich der radioaktive Staub binnen kurzer Zeit in ganz Europa verbreitet. Verstanden hat die Welt das noch nicht. Warum sonst täte sie sich so schwer mit dem Kampf gegen den Klimawandel und einem rationalen Umgang mit der globalen Flüchtlingsdynamik?

Dabei können engagierte Menschen die Gesellschaft voranbringen, wenn sie sich zu einer konstruktiven politischen Bewegung vernetzen. Wir widmen diese Ausgabe all jenen, die in der Folge von Tschernobyl und schon früher im Widerstand für den deutschen Atomausstieg die politische Mehrheit gewonnen haben. Stellvertretend für die Vielen steht unser A bis Z des AKW-Protests. Einen Schlusspunkt setzen wir damit nicht.

Wir stehen erst am Anfang einer Bewegung, die den Druck ausübt, um eine Mehrheit für die sozialökologische Transformation zu gewinnen. Aber man muss auch mal innehalten, um das Erreichte zu würdigen.

Deshalb besteht das Motto dieser Ausgabe auch nur aus einem Wort: Danke.