: Gesundes Essen aus dem Supermarkt?
Viele Kaufhäuser konkurrieren inzwischen mit Bio-Läden und bieten preiswerte ■ Vollwertkost
an
Vollwertkost und McDonalds- Fastfood verbindet auf den ersten Blick wenig – und doch haben sie etwas gemeinsam: Sie sind relativ teuer. Doch was bekommt man für sein Geld wirklich geboten?
„Kauf ich mir im Bioladen ein Brot, Wurst und Gemüse, bin ich garantiert 20 Mark los“, meint der
1Student Heinz-Rüdiger. Das könne er sich nicht leisten. Bei McDonalds kriege er fürs gleiche Geld ein ganzes Tablett voll, rechnet der 20jährige. Doch Heinz-Rüdiger hat noch nicht mal quantitativ recht — höchstens wenn er die Verpackung mitißt. Und qualitativ geht die Rechnung erst recht nicht auf. Wer
1noch nie „amerikanisch“ essen war, dem sei es gesagt: Man wird einfach nicht satt! Sicherlich kann man sich drei Big Macs, doppelte Portion Pommes und fünf Apfeltaschen reinziehen — satt wird davon niemand, aber übel wird davon bestimmt jedem. Ganz anders sieht es beim Vollwertgericht aus: Man ißt
1weniger, aufgrund der ballaststoffreichen Nahrung bleibt man aber trotzdem lange satt. Von Vitaminen, Spurenelementen und vielem mehr ganz zu schweigen. Auch wegen ihrer reduzierten Verpackung schneiden die Natur-Produkte wesentlich besser ab.
Nun „dinieren“ aber nur Leute mit den abgehärtetsten Mägen täglich bei McDonalds — die Mehrheit kauft regelmäßig im preiswerten Supermarkt ein. Doch auch dann ist es möglich, sich nahezu vollwertig zu ernähren. Vielleicht nicht so, wie sich dies mancher Ultra-Anhänger der gesunden Kost wünscht – aber immerhin, es geht. Einige Supermarktketten bieten mittlerweile sogar Lebensmittel aus biologischem Anbau an. Student Heinz- Rüdiger muß sparen? Gut, dafür muß er bloß sein konditioniertes, sprich gewohntes, Eßverhalten ändern. Denn es ist heute kein großes Geheimnis mehr, daß man auf den Verzehr von Fleisch weitestgehend verzichten kann. Fast 100 Kilo Metzgereiprodukte konsumiert ein Bundesbürger jährlich – und reißt damit das größte Loch in die Haushaltskasse. Schon vor zehn Jahren waren das für einen Vier- Personen-Haushalt monatlich 163 Mark, bis heute stieg der Verbrauch auf fast 300 Mark. Den Löwenanteil machen dabei die Wurstwaren aus. Eine Studie der Bundesforschungsanstalt für Ernährung in Stuttgart-Hohenheim deckte sogar auf, daß bei konventionellen Mahlzeiten häufig der Bedarf an wichtigen Nährstoffen wie Calcium, Vitamin B1 und B2, Magnesium, bei Frauen Eisen nicht gedeckt wird. Eine Änderung der Portion einzelner Bestandteile der Mahlzeiten bewirkte keine wesentlich bessere Nährstoffversorgung. Anders ist es bei einer ovo-lacto-vegetabilen Kost, also einer vegetarischen Ernährung mit Milchprodukten, Eiern und Honig. Sie deckte bei der richtigen Portionsgröße den Nährstoffbedarf ab und erwies sich als deutlich preiswerter. Womit wir wieder beim Supermarkt wären: In vielen gibt es bereits Vollkorn-Nudeln, -Mehl und manchmal auch -Brot. Wobei wegen des umweltfreundlichen Anbaus und der reduzierten Verpackung ein Bioladen immer noch vorzuziehen ist. Doch wer sich im Supermarkt für Produkte aus biologisch-dynamischer Produktion entscheidet, setzt ein Signal für die Einkäufer der großen Unternehmen, mehr auf dieser Schiene anzubieten. Andrew Ruch
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