: Betr.: unterm strich
Das älteste Kurzfilmfestival der Welt, die Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen, sind zuende. Freuen dürfte sich darüber Jochen Kuhn aus Hamburg. Sein Kurzfilm „Silvester“ erhielt nämlich den Großen Preis der Stadt Oberhausen (10.000 DM). Der 15minütige Beitrag – ein melancholischer Jahresrückblick mit Liebeserinnerungen, Suche nach einer Känguruh-Anstecknadel und Geplauder mit einem Ministerpräsidenten auf dem Roten Platz in Moskau – lief als erster Film des Eröffnungsprogramms. Vier weitere, mit 2.000 DM dotierte Hauptpreise vergab die internationale Jury an Filme von Jonas Mekas/ USA, Simon Pummel/Großbritannien, Marcel Lozinski/Polen und Karim Dridi/Frankreich. Den besten Experimantalfilm („Mexico“) drehten Mike Hoolboom und Steve Sanguedolce aus Kanada, den Preis der Internationalen Filmkritik erhielt Georges Schwizgebel aus, natürlich, der Schweiz.
Die sommerliche Hitze läßt nicht nur uns, sondern auch die Zahl der Kinobesucher schrumpfen. Die deutsche Kinohitparade wird derzeit nur von ein paar hunderttausend, nur bedingt aufrecht zu bezeichnenden Guckern erstellt. Aktueller Publikumsliebling ist „Sommersby“, was angesichts der Temperaturen nicht weiter verwundert. Der gleichen unbewußten (?) Logik folgt offenbar auch die Begeisterung für „Das Dschungelbuch“. „Forever Young“ ist dagegen ein unverdächtig zeitloser Wunsch, der uns zu allen Jahreszeiten quält. „Wir können auch anders...“ liegt seltsamerweise auf Platz neun, was der verständlichen Trägheit geschuldet sein mag. Gar nichts fällt uns dazu ein, daß „Bodyguard“ die Sechs-Millionen-Zuschauer-Grenze übersprang (die müssen verrückt sein, ist doch wirklich zu warm!) und damit zu den erfolgreichsten Filmen im deutschen Kino der Nachkriegszeit zählt.
In Lissabon wird am Sonntag das Gulbenkian Festival „Encontros“ mit der Erstaufführung eines Ensemblewerks von Gerhard Stäbler eröffnet. Seine Komposition, die im Rahmen eines Konzerts der Musikfabrik NRW mit Werken von Ligeti und Kurtág zu Gehör kommt, trägt den Titel „Den Müllfahrern von San Francisco“. Ob es sich bei dem Werk um eine Hymne handelt, wissen wir leider nicht und verweisen interessierte Hörer auf die CD, die soeben in einer Produktion des „ensemble modern“ bei Koch International erschienen ist.
Alexander Osang, Journalist „aus den neuen Bundesländern“, wie sich dpa vornehm ausdrückt, wurde am Mittwoch mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. Er erhielt den mit 25.000 DM dotierten Preis für seine in der Berliner Zeitung veröffentlichten Reportage „Mein Heim ist kein Durchgangszimmer“ mit dem Untertitel „Wie der Rostocker Familienvater Hans-Dieter Witt das leidige Asylantenproblem lösen würde.“ Den zweiten Preis erhielt Uwe Prieser für die
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