piwik no script img

Eko-Stahl nachbessern

■ Treuhand-Verwaltungsrat sieht trotz EG-Veto den Standort nicht gefährdet

Berlin (AFP/dpa/taz) – Der neue Verwaltungsratsvorsitzende der Treuhandanstalt, Manfred Lennings, hat Verständnis für die Entscheidung der EG-Kommission gezeigt, den Sanierungsplan für das Eisenhüttenstädter Eko- Stahlwerk abzulehnen. Im ZDF- Morgenmagazin sagte Lennings gestern, es passe nicht ins Konzept, in Brandenburg eine neue Warmwalzbandstraße einzurichten, wenn eine solche Anlage fast in jedem europäischen Land wegen der Überkapazitäten beim Stahl stillgelegt werden müsse. Lennings versicherte, daß Eko in jedem Fall weiterbestehen werde, da das Kaltwalzwerk erhalten bleibe. Die Treuhand habe alle Investitionen für die erforderliche Modernisierung, also 300 Millionen Mark, beschlossen und freigegeben. Es gehe nur um die vorgeschaltete Warmwalzstufe.

Die EG-Kommission hatte am Mittwoch öffentliche Beihilfen zur Modernisierung der Eko Stahl AG vorläufig abgelehnt, den Eisenhüttenstädtern aber Nachbesserungen eingeräumt. Ein Eko-Sprecher wertete das Votum ebenfalls nicht als Aus für den Stahlstandort.

Der Eko-Stahl-Plan sieht der Kommission zufolge im wesentlichen die Schaffung eines integrierten Stahlwerks mit einem Elektrostahlwerk und einer Warmbreitbandanlage vor. Auf dem Gebiet des Warmwalzstahls bestehe jedoch in der EG eine besonders große Überkapazität, sagte Van Miert. Im Stahlkrisenplan der Gemeinschaft sei die Stahlindustrie aufgefordert worden, die Kapazitäten gerade in diesem Produktionssektor deutlich zu kürzen. Der bisherige Sanierungsplan für Eko-Stahl laufe diesem Ziel diametral entgegen.

EG-Industriekommissar Martin Bangemann erklärte in Brüssel, die Kommission wolle dem Industrierat am Dienstag vorschlagen, im Juli zu einer weiteren Sitzung zusammenzutreten. Dann könne im Paket auch über die Bewilligung der Hilfen entschieden werden, die die spanische und die italienische Regierung für ihre heimische Stahlindustrie beantragt hätten oder noch beantragen wollten.

Der Eko-Stahl-Vorstand beschuldigte außerdem den Vorsitzenden der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ruprecht Vondran, in Brüssel interveniert zu haben. Vondran hatte im Januar Überlegungen angestellt, lediglich das vorhandene Kaltwalzwerk für 310 Millionen Mark zu modernisieren und dadurch 900 Arbeitsplätze zu erhalten. Mit öffentlicher Hilfe könnte die westdeutsche Stahlindustrie dann 1.260 alternative Arbeitsplätze in der Region schaffen. Derzeit sind in der Stahlproduktion rund 3.500 Menschen beschäftigt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen