■ Das Portrait
: Heide Simonis

Unter Kanzler Lafontaine wäre sie 1987 Bundesfinanzministerin geworden. Anstelle von Oskar gewann bekanntlich Helmut die Wahl. Doch auch Björn Engholm hielt der Parteikollegin einen Ministerinnenposten bereit, und so wurde Heide Simonis 1988 Finanzministerin Schleswig-Holsteins. Nach Birgit Breuel (CDU) in Niedersachsen war sie damit in der BRD die zweite Frau an der Spitze dieses Ressorts. Als „Sparkommissarin“ legte sie dem hochverschuldeten Kieler Landeshaushalt erst einmal die Zügel an. Ihre Sporen hatte sich die heute 49jährige längst im Bundestag verdient, wo sie als finanzpolitische Sprecherin der SPD elfeinhalb Jahre dem Haushaltsausschuß angehörte. Schon nach kurzer Zeit zählte sie zu denjenigen, die Engholm — so die FAZ — „gut vorzeigen kann“.

hier Foto Nr. 20

Foto: J.H. Darchinger

Heide Simonis: eine Frau, die sukzessive klassische Männerdomänen der Politik in die eigene Hand nahm. Als Amtskollegin Birgit Breuel 1990 zur Treuhandanstalt wechselte, „erbte“ Simonis den Vorsitz der Tarifgemeinschaft deutscher Länder und wurde so zur Wortführerin der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Ein Job, mit dem mann wie frau sich keine begeisterten Lobeshymnen aus linken wie rechten Kreisen einheimsen kann. Künftig galt sie der Presse als unnachgiebige Arbeitgebervertreterin, als „rote eiserne Lady“.

Den Gewerkschaften hielt sie „happige Lohnforderungen“ vor, den neuen Bundesländern zu „pauschale Geldforderungen“. Und im Streit um die Tarifangleichungen zwischen neuen und alten Bundesländern entdeckte sie keine „tragfähigen Argumente“, was ihren Parteikollegen, Berlins Bürgermeister Eberhard Diepgen, zu dem Vorwurf verleitete, sie sei „offenbar besonders hartleibig“.

Sollte Engholm heute im möglichen Rücktrittsfieber auch sein Amt als Ministerpräsident niederlegen, so gilt Heide Simonis längst als aussichtsreichste Folge-Kandidatin. Engholms Ex-Vize Jansen stolperte bekanntermaßen erst kürzlich über seine finanzielle Großzügigkeit. Finanzexpertin Heide Simonis geriet dagegen noch in keine verbarschelten Negativ-Schlagzeilen. Schon 1987 prophezeite sie: „Ich gehöre zu den Frauen, die in der Partei (SPD) eigentlich immer Glück gehabt haben, denen die Partei auch Chancen geboten hat.“ flo