: Unterm Strich
Das Theatertreffen ist noch nicht mal halb vorbei, da gibt's auch schon die erste Auszeichnung. Mit sicherem Gespür für dramatische Entscheidungen zum sechsten Mal vergeben von der Stiftung Preußische Seehandlung. An einen Mann, der „Lebensformen und Gefühlswelten der westdeutschen Gesellschaft mit poetischer Empfindlichkeit und einem scharfen Sinn für Verlust und Tragödie gezeichnet“ habe. An einen „Seismographen der Gesellschaft“. An einen Autor, durch den die Berliner Schauspielerin Ligbart Schwarz „nicht nur beim Spielen“ weitergekommen ist, „sondern überhaupt“, weshalb sie auch den Preis für den „öffentlichkeitsscheuen Schriftsteller“ entgegennahm. Der Berliner Theaterpreis 1993 geht an: Sie ahnen es schon, kann nur ein Langweiler sein – Botho Strauß.
Obwohl die amerikanische Presse James Levines „Ring“-Inszenierung an der New Yorker Met intellektuellen Wagemut und künstlerische Originalität schlichtweg absprach, wurde das Spektaktel ein riesiger Erfolg. Geboten wurde immerhin einiges: Eintrittspreise von 800 Dollar und ein stetes Zittern, ob die Sänger auch durchhalten. Die erste Garde (Gwyneth Jones, Jessy Norman) wird halt auch nicht jünger. „Intellektuellen Wagemut“ bewies August Everding, der den „Ring“ mit Zubin Mehta in Chicago inszenierte und dafür bei der Kritik „ratlose Fragen“ auslöste.
Am 22. Juni startet wie jedes Jahr das größte Sado- Maso-Spektakel des deutschen Literaturbetriebes. Blut, Schweiß, Tränen und Babyficker sind garantiert, wenn sich 22 Autoren beim 17. Klagenfurter Wettbewerb aufregende und wortgewaltige Schlachten zwecks Gewinnung von Ruhm und Ehre liefern. Nach dem bewährten Prozedere werden die Schriftsteller unveröffentlichte Texte vorlesen, die anschließend „spontan“ bewertet werden von einer elfköpfigen Jury, zu der in diesem Jahr auch Maxim Biller gehört, Autor unsterblicher Sätze wie: „Unsere Denker werden wieder so mystifizierend-verdunkelnd formulieren wie Hegel, mein Magistervater und Diedrich Diederichsen.“
Felix Huby, ehemaliger „Spiegel“-Korrespondent, Erfinder des Bienzle-Krimis und Autor der Fernsehserie „Mein Gott, Herr Pfarrer“, ist der neue Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller in Berlin. Nach den jüngsten Austritten „einiger bekannter VS-Mitglieder“ will Huby mit einem Kongreß zum Thema „Literatur und Unterhaltung“ und einer „Begegnungs- und Klausurstätte für Berliner Schriftsteller im Grünen“ wieder etwas Schwung in die Sache bringen.
Und noch einige wichtige Personalentscheidungen: Hansgünther Heyme, Generalintendant des Bremer Theaters, geht. Elisabeth Wolken, Direktorin der Villa Massimo in Rom dagegen bleibt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen