: Mann für's Verspielte
■ Hermann Guttmanns Lesebuch zur Böttcherstraße: feulletonistische Plaudereien
Hermann Guttmann ist nicht einer aus der breitgefächerten Kaste der Bremensien-Schreiber, sondern eine hanseatische Institution: Und das, obwohl er keineswegs im Stephanieviertel aufwuchs oder am Weserstrand das Angeln lernte.
Guttmann kam erst Mitte der 50er Jahre nach Bremen, bewarb sich als Redakteur beim Weserkurier und wurde dort nach Gastspielen in unterschiedlichen Ressorts der Mann für's Bedächtige und Verspielte, Heimatkundliche und Anekdotische. Mit seinen „Felix“- Beiträgen erschrieb er sich eine veritable Lesergemeinde, die ihm auch in seiner freiberuflich-literarischen Tätigkeit treu blieb und auch jetzt noch bei seinen gelegentlichen Lesungen mit treuer Anhänglichkeit erscheint.
Daß seine bremischen Lesebücher bei jenen Tagenbarenen im Mittelpunkt der Hausbibliothek stehen, die heute noch keine Gelegenheit auslassen, dem Spuckstein der Gesche Gottfried die feuchte Reverenz zu erweisen, genau das ist für den „Zugereisten“ aus dem Hannöverschen höchste Anerkennung. Und daß sich die Redenschreiber bremischer Politiker und Wirtschaftsgrößen für Ansprachen zu Jubiläen und zwanglosen Bierabenden kräftig bei Guttmann bedienen, ist ebenfalls kein Geheimnis. Und freut ihn auch wohl.
Ein gutes Jahr lang war es ziemlich still geworden um den sonst bei jeder öffentlichen Lustbarkeit freundlich mit dem „Weest- Bescheid“-Lächeln auftretenden Stadtschreiber: ein Schlaganfall hatte ihn aus dem Verkehr gezogen.
Inzwischen aber hat Gutmann sich berappelt und schreibt schon wieder, Gott sei Dank. Im Johann Heinrich Döll-Verlag erschien soeben sein neues Lesebuch „Die Böttcherstraße“ (und bereits im Herbst will der Autor mit einem bremischen Kochbuch kulinarische Traditionspflege betreiben).
Das 124 Seiten-Bändchen zur Böttcherstraße ist weder kulturhistorische Abhandlung noch schier anekdotische Mixtur. Mit großer Ernsthaftigkeit nähert sich Guttmann wie stets seinem Thema über feuilletonistisch- plaudernde Aufarbeitung vorhandener Quellen, um dann all das dazuzugeben, das ihn selbst mit der Böttcherstraße verbindet. Vom Erleben, vom Hörensagen und gelegentlich wohl auch vom schadlosen Flunkern, wenn die Pointe in der Wirklichkeit seinem Anspruch auf Unterhaltung des Lesers nicht so ganz gerecht wird.
Ulrich Reineking-Drügemöller
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