: Leimener Charme, faulige Returns
■ Tennis: Becker siegt locker gegen Steeb, und Stich kommt halt auch irgendwie weiter
: Becker siegt locker gegen Steeb, und Stich kommt halt auch irgendwie weiter
Beim Aufgang
zur Pressetribüne am Rothenbaum ist die zweite Stufe höher als alle anderen. Über dieses Hindernis stolpern selbst Schrift- Sportler noch, die schon seit Beginn des Damenturniers hier sind. Doch was ist diese kleine gemeine Belustigung für die Reportermeute gegen das Schicksal eines Carl-Uwe Steeb, der in seinem ganzen Leben erst einmal über die Stufe Boris Becker geklommen ist. Selbst auf dessen ungeliebtem Sand hatte Steeb gestern nicht den Anflug einer Chance. Becker, der in Nizza und Madrid die erste Runde kläglich vergurkt hatte und nur um in Form zu kommen in Hamburg nachgemeldet hatte, zog zum Anfang beider Sätze mit jeweils 4:0 davon, um schließlich in knapp einer Stunde mit 6:4, 6:2 locker zu gewinnen. Deutlich wurde, daß Becker, einer der wenigen Weltklassespieler, die wirklich strategisch spielen können, in Bestform eigentlich nur von sich selbst geschlagen werden kann: Steebs Punkte resultierten beinah alle aus leichten Fehlern Beckers.
Dieser ließ bei seiner Pressekonferenz, auf die er den Journalistenpöbel solange warten ließ, wie Stich oben auf dem Centercourt brauchte, um den ersten Satz gegen Arrese zu verlieren, Leimener Charme spielen. Über die Inspiration, die ihm der Rummel um ihn beschere, über den Schock nach dem Thüringer Moskito-Stich und von der Freude über sein erstes gewonnenes Sandplatzspiel in diesem Jahr plauderte der Boris.
Stich, der ungeliebte Grantler, bot dann doch noch einen sehr unansehnlichen Sieg gegen den Spanier Jordi Arrese. Eineinhalb Sätze lang bewegte der Exil-Salzburger sich hüftsteif wie ein Kandidat für das Goldene Sportabzeichen der Senioren und semmelte einen um den anderen Return in den unteren Netzbereich. Zur Rehabilitation begann er im zweiten Satz immerhin eine Serie von sechs eigenen Zu-Null-Spielen, konnte seine fauligen Returns aber erst im siebten Spiel so konsequent über die weiße Schnur hieven, daß ihm ein Break gelang. Gegen einen wirklich nicht besonders ideenreich und vor allem wenig druckvoll spielenden Arrese gelang Stich erst im dritten Satz so etwas wie ein Spiel. Einige schöne Ballwechsel genügten schließlich der Nummer Elf der Welt, aber nicht dem Auge. 2:6, 6:3, 6:3 endete der traurige Auftritt Stichs.
Cool fraß Edberg den Uru Filip-
1pine, so daß von den Gesetzten nur Marc Rosset mit Fieber in der zweiten Runde ausschied. Stich trifft jetzt auf Thomas Muster, Becker auf Karbacher, Goellner auf Chesnokov. Till Briegleb
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