: Galabüffet für Bosnien
■ Mode, Autos, Häppchen für den guten Zweck
Die eine hält es für eine „geschmacklose, als Wohltätigkeitsveranstaltung getarnte Verkaufsshow“, die andere sieht dabei mehr „eine amerikanische Art der Spendenwerbung“ — beide haben ihre Teilnahme jedenfalls gründlich abgesagt: Elisabeth Hackstein und Marieluise Beck, Grüne Abgeordnete, wollen nicht zum „Frühling für Bosnien“ gehen, der am Samstag gegenüber der Horner Mühle im Senator-Bölken-Hof ausbrechen soll. Da hat auch die Aussicht auf Schirmherr Bernd Neumann (CDU) und sein Grußwort nichts geholfen.
Dabei war alles so nett arrangiert: 190 Mark Eintritt für den guten Zweck („kommen den mißhandelten Frauen in Bosnien zugute“), inbegriffen sind aber in der Summe Spende, Begrüßungscocktail, Galabüffet, evtl. Getränke, eine feine Modenschau und die Präsentation schicker Limousinen und Oldtimer.
Bosnienhilfe ist in. Und in ihrem glänzenden Faltblatt bildet die Werbeagentur zur Modenschau und für die Wohltätigkeit ein Mannequin ab, das Haare wallen läßt und Bein zeigt. „Mit Zorn und Empörung“ hat Elisabeth Hackstein gerade das in ihrem
Frau
zeigt
Bein
Absage-Schreiben registriert: „Als Gipfel der Geschmacklosigkeit kann ich nur ansehen, daß Sie mit dem Bild einer sich als Sexualobjekt darstellenden Frau für eine Tombola für vergewaltigte Frauen werben.“ Hackstein bittet, sie „in Zukunft mit solchen Geschmacklosigkeiten und Peinlichkeiten zu verschonen“. Marieluise Beck, die eigentlich den Vortrag zum Fest mit Informationen über Bosnien halten sollte, möchte zwar über „diese amerikanische Art, Spenden zu sammeln, nicht gleich den Stab brechen“, will aber auch nicht gerade „in einem Umfeld von Luxusautos und Modenschau über das Leiden und Sterben in Bosnien sprechen“.
Diese ganze Aufregung findet Oliver Meyer von der betrauten Werbeagentur völlig unverständlich: „Lädt denn jede Frau, die Bein zeigt, zur Vergewaltigung ein?“ antwortete er, ohne nachdenken zu müssen, der taz. Solche Modefotos seien eben eine „Reflexion der Zeit“, und er habe „damit keine Probleme“. Das Geld aus der Gala-Veranstaltung soll einer Vertreterin der evangelischen Frauenhilfe Deutschlands übergeben werden. S.P.
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