: Lächeln oder Grinsen?
■ betr.: "Das Lächeln des Weltalls" von Mathias Bröckers, taz vom 27.4.93
betr.: „Das Läacheln des Weltalls“ von Mathias Bröckers,
taz vom 27.4.93
Daß uns die Worte fehlen, über kosmische Bewußtseinserfahrungen zu sprechen, muß inzwischen doch stark bezweifelt werden. Immer weitere Regalwände in Buchhandlungen und Bibliotheken hören auf den Namen Esoterik usw.
Zu Laotses Zeiten mag das anders gewesen sein, waren die Menschen doch damit beschäftigt, sich auf Namen für die Farben der Außenwelt zu einigen.
Heute liegt es vielleicht nicht mehr an fehlenden Worten, wenn die Ergebnisse immer noch als ungenügend empfunden werden. Möglicherweise liegen die Ursachen aber in beiden Fällen nah beieinander. Wahrscheinlich war es früher so schwierig, Farben zu unterscheiden, weil das Erlebnis zu stark war, die Gefühle derart tangiert waren, daß der kritische Rest schlief.
Bei etlichen unserer heutigen kosmischen Theoretiker scheint dies ebenso der Fall zu sein, es ist die Sprache von Überwältigten. Sie singen oder beten oder predigen und können keine Rechenschaft mehr ablegen, wo sie eigentlich stehen, soviel sehen sie.
Nun mag inzwischen Hoffnung bestehen, daß sich dies ändert, wenn vergleichende Untersuchungen im wesentlichen zu Übereinstimmungen kommen, wie der Autor freudig mitteilt. So einfach scheint es aber doch nicht zu sein. Der Psychiater Wolfgang Treher kommt zu dem niederschmetternden Ergebnis, daß der Eingeweihte schizophren ist und darüberhinaus bewußtseinsmäßig mit dem größten Übeltäter unserer Zeit auf einer Stufe steht. (Hitler, Steiner, Schreber. Gäste aus einer anderen Welt. Onkos-Verlag, 1990) Schließt sich hier nicht der „Farbenkreis“? Schizophrene, Heilige, Tyrannen und Erleuchtete als gemeinsame Träger des kosmischen Bewußtseins? Im spirituellen Kosmos sind wohl neben freundlichem Lächeln auch höllisches Gelächter und falsches Grinsen zu unterscheiden. Schlechte Aussichten für unsere harmoniesüchtige Innenschau. Bernhard Baldas, Karlsruhe
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