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Rotstift und Dünnbrettbohrer

■ ARD will sparen und weiter am Föderalismus knabbern

Nach der erst Ende März beschlossenen „Gemeinschaftsredaktion Vorabend“, die für ein publikumswirksames und werbefreundliches Soap-Opera-Programm im Ersten von nachmittags um fünf bis zur „Tagesschau“ sorgen soll, will die ARD jetzt auch eine „Gemeinschaftsredaktion ,Serien im Hauptabendprogramm‘“ einrichten. Dies entschieden die ARD-Intendanten am Dienstag in Köln. Der Koordinator Fernsehspiel, Dr. Jürgen Kellermeier vom NDR, und Kurt Rittig vom Südwestfunk sollen sie dirigieren. Was schließlich gesendet wird, entscheidet die Fernsehprogrammkonferenz.

Ab 1996 sollen dann alle ARD- Serien nicht wie bisher von den einzelnen Sendern, sondern aus einem gemeinschaftlichen Umlagetopf finanziert werden. Bei der Auftragsvergabe will man sich zu einer „im Programm erkennbaren Berücksichtigung der föderalen Vielfalt“ verpflichten. Heraus kommen sollen dabei „noch mehr attraktive Eigenproduktionen wie ,Peter Strohm‘ oder ,Liebling Kreuzberg‘“, sagte Kellermeier. Auch in der Unterhaltung wolle man sich auf „erfolgreiche Sendungen“ konzentrieren. So kommt der US-Import „Der Dünnbrettbohrer“ – Anfang April nach vier Folgen wegen mieser Einschaltquoten aus dem Programm gekippt – ab 3. Juni wieder, dafür zweimal wöchentlich, aber nachmittags.

Die neuen Zentralisierungsbeschlüsse, die die bereits ab Juni anlaufende „Vollharmonisierung“ des Vorabendprogramms fortschreiben, gehen einher mit „tiefgreifenden Wirtschaftlichkeitsanstrengungen“, wie die ARD-Intendanten mitteilten. Die ARD beklagt weiterhin eklatanten Geldmangel: Die Gebührenerhöhung im vergangenen Jahr (immerhin knapp 25 Prozent), sei „keine satte, sondern eine eher magere“ gewesen, die Verluste beim Verkauf von Werbezeiten „dramatisch“. Nun müsse man einen Fehlbetrag von mehr als 1,6 Milliarden Mark bewältigen. Deshalb habe man „einmütig“ einen Planstellenstopp bis 1996 beschlossen. Einige Anstalten würden Stellen abbauen. Bei den Sach-, Betriebs- und Geschäftskosten wolle man „drastisch“ sparen – indem sie nicht 3,5, sondern nur 2,5 Prozent jährlich steigen. Fürs Programm sollen ab nächstem Jahr 3,9 statt 4,9 Prozent mehr ausgegeben werden. Insgesamt sollen auf diese Weise bis 1996 – für die ARD-Intendanten eindeutig das Ende der gegenwärtigen „Gebührenperiode“ – rund 300 Millionen Mark eingespart werden. Zur Zeit verfügt die ARD über ein Budget von 6,15 Milliarden Mark aus Gebühren und etwa 840 Millionen Werbeeinnahmen. Nur etwa ein Fünftel davon wird fürs Programm aufgewendet.

Angesichts der angespannten Finanzlage wurde auch der Digitale Hörfunk – eine Technik, mit der jeweils sechs digitalisierte Stereoprogramme zu einem Block zusammengepreßt auf einer herkömmlichen Frequenz übertragen, danach jeweils ganz normal, jedoch in CD-Qualität empfangen werden können – auf frühestens 1997 verschoben.

Mit anderen Worten: Der nächste Rollgriff in unsere Taschen kommt bestimmt. Am heutigen Donnerstag wollen ARD und ZDF über ihren Finanzbedarf gemeinsam zu Rate sitzen. UK

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