■ Gegen das Imperium der Waschmittel
: Der Glaube ans Deo geht fehl

Sie, mein Herr, und vor allem Sie, meine Dame, passen Sie auf. Mit jeder neuen Lotion, mit jeder neuen Abreibung, mit jedem neuen sanitären Artikel tötet man Ihren Geruch, Ihre Essenz, ab. Sie müssen wissen, daß wir unter einer Herrschaft leben, die sich zum Ziel gesetzt hat, Sie in reines Geld zu verwandeln, das weder lebt noch fühlt, und deshalb ist diese Herrschaft von einer blinden Wut gegen das erfüllt, was man Sie „meinen Körper“ nennen läßt, und deshalb befiehlt sie Ihnen mit allen Mitteln, ihn zu bürsten, zu desodorieren, ihn mit Giften einzureiben, ihm die Blüte der Haut und den Schweiß zu entreißen- kurz: ihn zu vernichten.

Und das alles, wie üblich, unter dem Vorwand, es sei zu Ihrem Besten, und da Sie gehorchen und sich waschen und einreiben, heißt es, das gefällt Ihnen. Ist Ihnen mal aufgefallen, wie weit es mit der Waschmittelreklame und die der Reinigungsmittel gekommen ist, wie die Wohnungen der Millionäre und die Sterne der Hotels von der Menge und dem Fortschritt ihrer sanitären Einrichtungen abhängen, und wie in der Fernsehreklame der Anschein erzeugt wird, als ob man nur lebte, um sich ununterbrochen zu desodorieren, zu duschen, sich mit einem Markenartikel einzureiben, und wenn Sie ein bißchen aufhören würden, sich zu waschen, daß dann innerhalb von zwei Tagen der gesamte Markt und das Reich einstürzen würden? Uns bleibt nicht verborgen, meine Dame, mein Herr, daß es für Sie nicht einfach ist, dieser Herrschaft jetzt zu entkommen. Wenn einer von Klein auf an die Abreibung und den Haß auf die Haut gewöhnt ist, gibt die Haut mit der Zeit ihre weisen Säuberungsarten auf. Und wenn Sie jetzt auf einmal aufhören, sich zu waschen, kann es sogar sein, daß Sie schlecht riechen. Aber es lohnt sich.

Sie werden sehen, was Sie alles mit der zunehmenden Abwendung von der Waschwut hinzugewinnen: Sie werden kein Geld mehr für Deos ausgeben müssen, und eines Tages wird das Fernsehen umsonst versuchen, Sie zu überzeugen, daß Sie Ihren Geruch vertuschen müssen. Sie werden keine Sonnencreme mehr benutzen und auch keine anderen Cremes oder Masken oder gar Schminke. Sie werden das Vergnügen entdecken, aus Lust zu baden, sie werden eine Menge Freizeit hinzugewinnen und mit etwas Glück werden Sie vielleicht sogar entdecken, daß Sie eigentlich gar nicht schlecht riechen. Vielleicht entdecken Sie sogar, daß Sie gut riechen: Daß Sie nach Frau, nach Mann riechen, und daß es gut riecht. Agustin Garcia Calvo

Der Autor ist Professor für Latein in Madrid. Der Kommentar entstammt in gekürzter Form der Tageszeitung „El Pais“.