Muslime greifen jetzt Kroaten-Hochburg Mostar an

■ Serbisch-muslimische Feuerpause vereinbart

Mostar/Sarajevo (AP/taz) – Kroatische und muslimische Truppen lieferten sich gestern erneut schwere Gefechte um die Stadt Mostar im Westen der Herzegowina. Nach Angaben der UN-Schutztruppen (Unprofor) waren es muslimische Verbände, die mit einer Offensive gegen Kasernen des „Kroatischen Verteidigungsrates“ HVO in der „Hauptstadt“ der international nicht anerkannten „Kroatischen Republik Herceg-Bosna“ die Kämpfe auslösten.

Ein Sprecher des Flüchtlings-Hochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) warf den bisher gegen die bosnischen Serben verbündeten kroatischen und muslimischen Streitkräften derweil vor, in den von ihnen kontrollierten Gebieten zunehmend „ethnische Säuberungen“ zu betreiben. „Kroatische Truppen töten, vergewaltigen und setzen Häuser in Brand, um die Moslems aus den Orten in der Umgebung von Vitez und Kiseljak zu verteiben“, sagte UNHCR-Sprecher Jorge Michael De La Monta.

Laut Radio Sarajevo bombardierten kroatische Flugzeuge am Wochenende erneut Stellungen der bosnischen Armee in der Region von Konjić. In Sarajevo gelang es am Sonntag dem Unprofor-Oberkommandierenden für Bosnien, Philippe Morillon, einen Waffenstillstand zwischen serbischen und muslimischen Bosniern auszuhandeln. Ab gestern mittag, 12.00 Uhr, sollten die Waffen an allen Fronten schweigen. Gleichzeitig sollen Hilfskonvois der UNO Zugang zu den eingeschlossenen muslimischen Ortschaften Zepa und Srebrenica erhalten.

Die diplomatischen Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zum Krieg in Bosnien gingen derweil wie gehabt weiter: Weder die Sitzung des UN-Weltsicherheitsrates am Samstag in New York, noch die EG-Außenministerkonferenz in Brüssel brachte neue Ergebnisse. Seite 8