: Soundcheck
■ Daniel Lanois / The Cranes
SOUNDCHECK
Heute abend: Daniel Lanois. Die neue, schon vielfach lobend besprochene Platte von Daniel Lanois For The Beauty Of Wynona ist eine der seltenen Glücksfälle in der Musik, wo einem in allergrößter Bescheidenheit fremde Bilder aus fremden Träumen musikalisch übersetzt werden, so daß man zu kennen meint. Es ist das wenig Mehr
1an Mut, das Lanois Blues so unmittelbar formuliert, daß er nicht aus den Boxen, sondern aus dem gemeinsamen Zimmer spricht. Nicht nur, daß er sich vorsichtig an Spielereien der Studiotechnik und der modernen Hitparadenmusik versucht, ohne jemals seinen beinahe gläubigen Bluesgeschmack zu verraten. Das Spektakuläre und das
1Schöne sind in den dreizehn Stükken auf wohltuend uninszenierte Weise eins. Ähnlich wie etwa bei Lyle Lovett führt das Gespür für das richtige Maß bei Daniel Lanois in ein Neuland, wo das Bekannte neues Gewahrsein erfährt. tlb
Achtung: Das Konzert in der Großen Freiheit wurde vorverlegt auf 23 Uhr
Heute abend: The Cranes. Zugegeben, The Cranes bieten eigentlich keine Neuerung. Ja, man ist sich oft nicht einmal sicher, ob man das meiste ihrer Musik nicht schon einmal irgendwo gehört hat. Dennoch: Wirklich überzeugend ist ihr sicheres Stilempfinden und die Geschlossenheit ihres melancholischen Epos „forever“. Endlos schmelzende und memorierende Akustik, verlorenes Singen von ganz oben aus dem englischen Mietshaus, wo es in die Wohnung regnet, wenn draußen Sommer ist, unschwer als wehmütig zu identifizierende Tempi und dabei doch immer der Wille, große Musik zu schaffen, finden erstaunlicherweise ihren Weg in ein richtiges Werk. Die gebändigte Wildheit wie die gebändigte Theatralik, das Zusammenlaufen der Töne in einer Mitte, wo sich jeder einmal hinfühlt und wo der Wunsch nach persönlicher aber ungefährlicher Geschichte in Klängen ausgedrückt nach viel Hallraum verlangt, das ist das Mittel der Cranes. Das Mittel zwischen Beliebigkeit und Beliebigkeit. Kein Wunsch nach Klärung existiert in dieser Musik. tlb
Markthalle, 21 Uhr
Außerdem: Abwärts präsentieren morgen ihre neue Klamotte Herzlich Willkommen im Irrenhaus, ein Kostüm, in dem wir nur wenig Fleisch gefunden haben, in der Markthalle, 21 Uhr
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