: Brandanschläge auf Autos
■ Besitzer: Zwei rechtsextreme Politiker
Charlottenburg/Neukölln. Zwei Brandanschläge auf die Autos des von den rechtsextremen Republikanern gestellten Weddinger Umweltstadtrats Hermann Voss sowie des früheren Mitglieds der NPD, der „Reps“ und der „Deutschen Liga“, Rudolf Kendzia, beschäftigen seit gestern den Staatsschutz. Laut Polizei hatten unbekannte Täter unter den in Charlottenburg abgestellten „Chevrolet“ des 52jährigen Voss am frühen Freitagmorgen zwei Brandsätze gelegt, die den Wagen im vorderen Bereich erheblich beschädigten. Kendzias „Mazda“ sei in Rudow gegen 0.35 Uhr vollständig ausgebrannt, hieß es. Die Ermittlungen in Rudow hätten ergeben, daß zwei unbekannte, vermummte Männer zunächst zu Fuß und später mit einem Motorrad geflüchtet seien.
Gestern vormittag ging bei der taz ein Bekennerschreiben ein, das jedoch nur auf den Anschlag auf Kendzias Auto Bezug nimmt. Das dreiseitige Pamphlet trägt keinen Namen einer Gruppe oder Einzelperson, sondern ist mit Slogans wie „Keinen Fußbreit den Faschisten“ und „Für den Kommunismus“ unterzeichnet. Auf der Titelseite ist ein Kaninchen mit einer Schlange im Maul unter den Lettern abgebildet: „Wir können auch anders“. Man habe „diesen Herrn Kendzia aus seiner Ruhe schrecken“ und „seine Machenschaften einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen wollen“, heißt es im Text. „Besonders widerlich ist uns bei ihm die Kombination aus miefiger Ein-Familien-Käfig-Kleinbürgerlichkeit und stramm faschistischem Denken und Handeln aufgestoßen. Ein ganz typischer Fall des Brandstifters im biederen Anzug“.
Der größte Teil des Textes ist Kendzias politischer Biographie gewidmet. Der Mühe, die Vita ihres Opfers genau zu recherchieren, haben sich die Verfasser allerdings nicht unterzogen: der 55jährige Kendzia war Ende der 60er nicht, wie behauptet, NPD-Landesvorsitzender, sondern nach Angaben des Verfassungsschutzes Stellvertreter. Und Mitglied der „Deutschen Liga für Volk Heimat“ (DL) ist der frühere Rep-Abgeordnete seit Dezember 1992 auch nicht mehr. Als Grund vermutet der Verfassungsschutz, er sei beleidigt gewesen, weil er nicht in den Bundesvorstand gewählt worden war. In dem Bekennerschreiben wird er jedoch unverdrossen als „leitender Funktionär“ der DL bezeichnet.
Der Anschlag war offensichtlich bereits der zweite Versuch, wie aus einem Nachsatz hervorgeht. Dort werden „flammende Grüße an die Autonomen Antifagruppen“ gerichtet, „die bereits am 8.3.93 Kontakt mit Kendzias Auto aufgenommen haben“. plu
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