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Zerstörerischer Golfboom

■ Weltweit halten Golfplätze 2,4 Millionen Hektar Land besetzt. Internationale Opposition formiert sich.

Weltweit scheint der Golfboom ungebrochen. Allein in der Schweiz sind zusätzlich zu den bereits vorhandenen 35 weitere 80 Golfanlagen geplant. Neu im Visier haben die Golfpromotoren die ehemaligen Ostblockländer und die Dritte Welt. So sind beispielsweise nördlich von Berlin 200 Golfplätze geplant. Und in Thailand befinden sich zur Zeit zusätzlich zu den 120 bestehenden weitere 80 Golfanlagen im Bau und 300 in Planung. Laut Schätzungen des in Japan beheimateten „Global Network of Anti Golf Action“ (GNAGA) wird heute schon weltweit eine Fläche von 2,4 Millionen Hektar von Golfplätzen besetzt. Der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung kritisiert diese in sozialer und ökologischer Hinsicht äußerst problematische Entwicklung und unterstützt den vom internationalen Netzwerk GNAGA – Zusammenschluß asiatischer und pazifischer Umwelt- und Entwicklungsorganisationen – ausgerufenen internationalen Anti-Golf- Tag am 29. April 1993.

Die massive Zunahme von Golfanlagen ist angesichts einer generellen Boden- und Ressourcenknappheit allein schon aufgrund des hohen Flächenbedarfs – durchschnittlich 50 bis 100 Hektar pro 18-Loch-Platz – nicht zu verantworten. Fruchtbares Kulturland, vielseitig nutzbarer Wald, schützenswerte Naturlandschaften werden „begreent“ und damit meist irreversibel zerstört. Die lokale Bevölkerung wird ihrer Existenzgrundlage beraubt und nicht selten mit Hilfe des Militärs vertrieben oder zwangsumgesiedelt. Bekannt sind solche Fälle aus Nordthailand, wo Golfpromotoren unrechtmäßig Landtitel erwarben, oder aus Indonesien, wo auf der stark bevölkerten Insel Java über 200 Familien wegen eines Golfplatzes gezwungen wurden, ihr Land zu verlassen.

Die ökologischen Auswirkungen der Golfanlagen gefährden direkt und indirekt die Nahrungsmittelproduktion und Gesundheit der ansässigen Bevölkerung. Während ein 18-Loch-Platz täglich rund 3.000 Kubikmeter Wasser benötigt, fehlt das Wasser für die Bewässerung der Felder. In Thailand beispielsweise, wo seit Jahren Wasserknappheit besteht, empfiehlt die Regierung den Bauern – nun schon das dritte hintereinanderfolgende Jahr –, auf die zweite Reisernte zu verzichten.

Infolge des übermäßigen Einsatzes von Dünger und Pestiziden werden das Grundwasser und schließlich auch das Trinkwasser verschmutzt, was bereits zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen geführt hat.

In den letzten Jahren hat das Angebot an Golfreisen in Dritte- Welt-Länder auch in der Schweiz stark zugenommen, wie die Hochglanzkataloge der Golfreiseveranstalter Alpha Tours, Golf Frei Reisen, Columbus Tours, Club Intersport oder Kost Reisen zeigen. Der Golftourismus unterstützt diese höchst fragwürdige Entwicklung und leistet einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Zementierung, wenn nicht gar Verschärfung des Nord-Süd-Gefälles.

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