piwik no script img

Alex rückt in die Mitte

■ Umweltsenator zum Wettbewerb

Berlin. Die fünf Entwürfe zur Umgestaltung des Alexanderplatzes sind in erster Linie Hochhausplanungen. Sie verändern die bestehende Struktur des Platzes massiv. Verträgt der Alexanderplatz überhaupt ein anderes Stadtbild?

Volker Hassemer: Der Alexanderplatz verträgt es nicht nur, er benötigt es. Einmal im Blick auf die Gesamtentwicklung der Stadt: Der Südosten, der Nordosten werden nicht nur den größten quantitativen Zuwachs der Stadtentwicklung bringen, sondern auch qualitativ Berlin am stärksten verändern. Der Alexanderplatz rückt also in die Mitte. Er ist zweitens selbst zur Zeit alles andere als ein urbaner Platz. Er muß es durch Veränderungen im Städtebau und in der Nutzungsstruktur werden.

Warum wurde die Verkehrsfrage ausgeklammert?

Die Verkehrsfrage hat im Vorfeld des Wettbewerbs eine wichtige Rolle gespielt. In den Ausschreibungstexten für den Alexanderplatz sind neue Konturen der Straßenräume und damit auch auf die Verteilung von 20 Prozent IV : 80 Prozent ÖV abgestellte Leistungsanforderungen an die Straßen definiert worden. In der Jury hat keine Fachfrage eine größere Rolle gespielt als die nach dem Verkehr. Die Fachauskünfte haben allerdings auch nicht übersehen, daß dies der durch den öffentlichen Verkehr am besten erschlossene Ort Berlins ist.

In welche Richtung sollten die Entwürfe in der zweiten Phase des Wettbewerbs verändert werden?

Die Veränderungen dürfen nicht, wie es jetzt mancherorts geschieht, global diskutiert werden. So individuell wie die Entwurfsvorschläge sind, so dürfen sie individuelle Veränderungsforderungen beanspruchen. Über allem steht die Rolle des Alexanderplatzes als wichtigstem städtischen Platz in Berlin. Dem muß sich alles unterordnen: die Architektur, der gesamte Städtebau, die Ziele der Investoren.

Werden Büroflächen in der Dimension von rund zwei Millionen Quadratmeter BGF gebraucht?

Die zwei Millionen Quadratmeter Bürofläche werden dort nicht nur nicht gebraucht, sie sind auch in keinem der Entwürfe auch nur annähernd vorgesehen. Selbst in dem nicht, der ein besonders hohes Flächenangebot macht. Dieser Entwurf hat gleichzeitig betont, daß er nicht davon ausgeht, daß dieses Bauvolumen nun in Gang gesetzt wird. Er wollte vielmehr für alle Zukunft und auch denkbare spätere Investorenansprüche einen bindenden Rahmen festlegen.

Man gewinnt den Eindruck, daß beim Alex die gleiche Diskussion wie beim Potsdamer Platz geführt wird – niedrig/hoch, Mythos/ Verkehr/Weltstadtplatz.

Ich halte es für angemessen, daß an jedem, allemal an den wichtigsten Orten der Stadt, diese Fragen erörtert werden müssen. Wir haben dies vor der Ausschreibung getan und daran unsere sehr spezifischen Wettbewerbsformulierungen geknüpft. Man kann sie nachlesen. Int: rola

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen