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Ein zweifelnder Blauer

■ Wie immer das Wahlergebnis, mit dem Europasymbol wurde Kasse gemacht

„Wir können alles verkaufen, wenn nur die Sterne drauf sind.“ Übereinstimmend meldeten die Kopenhagener Kaufhäuser in den letzten Tagen vor der Abstimmung Erfolge beim Absatz der Europa- Symbole. Und die finden fast überall Platz: auf Schirmen, Taschen, Kartenspielen, Schlipsen, Uhren, Füllhaltern, Manschettenknöpfen, Kaffeetassen, T-shirts, Mützen und Sparschweinen.

Das Referendum zu einem Geschäft zu machen, das verdankt die dänische Kitsch- und Plunder-Industrie eigentlich dem Ex-Außenminister Uffe Ellemann-Jenssen. Uffe war letztes Jahr nach dem Maastricht-Fiasko mit den europablauen Socken zu einer Fernsehdiskussion erschienen und hatte seither Sockenverkauf und Nachahmer animiert. Die Socken: 80 Prozent Baumwolle, 20 Prozent Nylon, mit leicht abgewandeltem Europa-Sternenkreis – elf gelbe Sterne und dazwischen ein zweifelnder blauer. 40.000 Paar, das Stück zu umgerechnet 18 Mark, hat die Strumpffabrik Egtved seither abgesetzt und in den letzten Tagen „ausverkauft“ melden müssen. Verkaufschef Claus Locht: „Der größte Verkaufsschlager für unsere Firma seit 1932.“

Nein, es sei nicht die EG-Kommission, die hinter dem Angebot stecke, versichert Sören Söndergard, der Informationschef vom Kopenhagener Büro der Kommission, durchaus glaubhaft: „Nicht einmal Lizenzgelder können wir für das Europasymbol kassieren, da gibt es einen rechtsfreien Raum.“ Doch die EG steht durchaus hinter einem Teil des Umsatzes: „Wir kaufen selbst einiges davon, das geht auf Informationsständen besonders gut weg.“ Von den blauen Kondomen mit den Sternen – „Sicher wie das Ja“ – habe man aber nichts geordert.

Die Nein-Seite sucht man auf dem Souvenirmarkt fast vergeblich. Zwar gibt es das ein oder andere T-shirt und einige Buttons, aber keine vollständigen Kleidungskollektionen, wie sie die Pro- UnionistInnen vorführen können. Reinhard Wolff

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