: Ansatzweise Auswege
■ Stadtteilversammlung im Bürgerhaus Vegesack mit Trüpel
Ein Gespenst ging um im Bürgerhaus Vegesack. Seinen Freund den Pleitegeier hatte es auch gleich mitgebracht. Beide streuten in den letzten Wochen gehörig Frust und Resignation über den rund 300 MitarbeiterInnen und NutzerInnen der acht Bremer Bürgerhäuser aus. Dafür gesorgt haben die von der zuständigen Kultursenatorin Helga Trüpel auferlegten Sparzwänge bei den Bürgerhäusern (s.taz vom 15.5.) und die daraus resultierenden monatelangen Reibereien mit dem Verband Bremer Bürgerhäuser (VBB). Beide Streithähne saßen Montagabend in Vegesack das erste Mal zusammen mit Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer und Beiratssprecher Paul Schmidt (CDU) an einem Tisch, um zumindest ansatzweise nach Auswegen zu suchen.
Wenigstens in einem waren sich alle einig: Die Bürgerhäuser seien „ein fester Bestandteil der Soziokultur Bremens“ (VBB-Geschäftsführer Gerhard Tersteegen). Zur Verbesserung der Stimmung bei den Betroffenen indes trug es nicht bei. Viele verwirrten die Zahlen von Vegesacker Bürgerhaus und Kultursenatorin eher. Nach eigenen Berechnungen müssen die Vegesacker 71.000 Mark einsparen. Konsequenz: Schließung. Trüpel rechnete jedoch vor, daß es nur 66.896,48 seien. Außerdem erwirtschafte das Bürgerhaus sehr viel weniger Einnahmen, als es selbst berechnet habe.
An der Situation insgesamt ändern allerdings auch solche Zahlenspiele wenig. MitarbeiterInnen und NutzerInnen sehen vor allem ihre zehnjährige zum Großteil ehrenamtliche Arbeit gefährdet. „Mir gibt das Bürgerhaus ein Stück Zuhause“, sprach ein älterer Mann vielen aus dem Herzen.
Unterdessen müssen sich die Bürgerhaus-VorständlerInnen mit einem ganz anderen Problem herumschlagen. Wird der schwelende Konflikt mit der Kulturbehörde nicht gelöst, haften sie aufgrund der Vereinskonstruktion mit ihrem persönlichen Vermögen. Nachdem Trüpel lange geschwiegen hatte, beeilte sie sich jedoch zu versichern, daß sie es auf keinen Fall so weit kommen lassen wolle. So werden sich denn VBB und Kulturbehörde in nächster Zeit hinsetzen und vor allem ihre Zahlen vergleichen. Ulf Buschmann
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