piwik no script img

Mobile Einsatzgruppe gefordert

■ Bündnis 90/Grüne wollen neues Konzept zur Messung von Schadstoffen / Bisher liegen noch keine Analyseergebnisse vor

Berlin. Nach dem Großbrand auf dem Anhalter Güterbahnhof, bei dem auch in PCB getränkte Eisenbahnschwellen vernichtet wurden und eine mögliche Dioxingefährung nicht ausgeschlossen wird, hat die Fraktion Bündnis 90/Grüne eine mobile Einsatzgruppe zur Messung von Schadstoffen bei Bränden gefordert. Nur mit ihrer Hilfe könne die Bevölkerung vor möglichen Gefahren gewarnt und eventuell evakuiert werden, so gestern der gesundheitspolitische Sprecher von Bündnis 90/ grüne, Bernd Köppl.

Er kritisierte, daß bis heute die Berliner Feuerwehr auf solche Art von Bränden nicht vorbereitet werde. Die mobile Einsatzgruppe, so Köppls Vorschlag, müsse rund um die Uhr für schnelle Untersuchungen zur Verfügung stehen. Gefordert sei ein mobiler Einsatzwagen, der die gesamte technische Ausrüstung für Probenentnahme, Auswertung und Untersuchung bereithalte. Der Großbrand am Wochenende auf einem Bahngelände im Bezirk Kreuzberg habe gezeigt, daß eine rasche Analyse von Rauch derzeit in Berlin nicht möglich ist.

Der Senatsverwaltung für Umweltschutz und Stadtentwicklung warf Köppl „Chaos und Schlamperei“ bei dem Brand in Kreuzberg vor. Die Verwaltung hätte die Bevölkerung wegen des anhaltenden sommerlichen Wetters zumindest zum Schließen der Fenster auffordern müssen, weil möglicherweise hochgiftige Dioxine entstanden seien, meinte Köppl.

Umweltstaatssekretär Lutz Wicke (CDU) hatte am Montag erklärt, daß derzeit in Berlin keine technischen Mittel zur Verfügung stünden, um Dioxin in der Luft nachzuweisen. Luftproben, die von der Feuerwehr gezogen wurden, werden derzeit von der Universität in Hamburg untersucht. Ergebnisse über eine Analyse der Brandreste und des Löschwassers, die vom Umweltamt Kreuzberg in Auftrag gegeben wurde, lagen gestern noch nicht vor.

Der Umweltstadtrat von Kreuzberg, Gerhard Engelmann, erklärte gegenüber der taz, das Ergebnis der beauftragten Ingenieurgemeinschaft Technischer Umweltschutz (ITU) werde für Freitag erwartet. Bis zur endgültigen Klärung habe das Bezirksamt jegliche Beseitigung der Brandspuren auf dem Gelände am Gleisdreieck untersagt.

Unterdessen stellte Kreuzbergs Bürgermeister Peter Strieder (SPD) Strafanzeige wegen Brandstiftung. Nach eigenen Beobachtungen und nach Berichten von Augenzeugen gebe es Anlaß für die Vermutung, daß die strafbare Abfallbeseitigung auf dem Gelände vertuscht werden sollte. sev

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen