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Brandgefahr Asylheim

■ Firma Feuerversicherung gekündigt

Aschaffenburg/München (taz) – Asylbewerber mußten in den vergangenen Jahren in Deutschland viel über sich ergehen lassen: Überfälle, Brandanschläge auf Wohnheime und Morde. Das Asylgesuch wurde zum Risiko. Jetzt dreht eine große Lebensversicherung den Spieß um. Die Asylbewerber werden plötzlich zum erhöhten Brandrisiko. Der Münchener Thuringia-Versicherung ist die Feuerversicherung für eine Aschaffenburger Altpapierfirma offenbar zu heiß geworden: Ein seit über 20 Jahren bestehender Vertrag über eine „Feuer-Sammel-Versicherung“ wurde über Nacht gekündigt.

Grund dafür: Ein benachbartes Asylbewerberheim stellt für die Assekuranz und die beteiligten Gesellschaften ein nicht mehr tragfähiges Risiko dar. So steht es in dem Kündigungsschreiben an die Aschaffenburger Altpapierfirma EMDE. Ob die Thuringia glaubt, von den Asylbewerbern selbst gehe eine erhöhte Gefahr aus, oder ob sie mögliche Brandanschläge auf das Asylbewerberheim zur Vertragskündigung veranlaßt haben, war nicht in Erfahrung zu bringen.

Rund 300 Meter vom Betriebsgelände der Altpapierfirma entfernt befindet sich ein ehemaliges Versorgungsdepot der amerikanischen Streitkräfte, in dem seit einigen Monaten Asylbewerber untergebracht werden. Derzeit sind es etwa 90 Flüchtlinge – hauptsächlich aus Afrika, Rumänien und Bulgarien. Deshalb könne sich die Thuringia „nicht länger an dem Risiko beteiligen“ – schreibt sie der Altpapierfirma. Die Schuld dafür schiebt sie zwei anderen Beteiligungsgesellschaften zu, deren Namen sie aber nicht preisgeben will. Diese zwei Partner seien es gewesen, die das Risiko nicht mehr tragen wollten. Im Kündigungsschreiben bot die Versicherungsgesellschaft an, sich nach anderen Gesellschaften umsehen zu wollen, um den Vertrag fortsetzen zu können. EMDE-Geschäftsführer Klaus Hergenröder wollte sich darauf freilich nicht einlassen: Er bestätigte kurzerhand die Kündigung und hat inzwischen eine Versicherung gefunden, die mit der Nachbarschaft zum Asylbewerberheim keine Probleme hat.

Erst auf mehrfache Nachfrage war die Thuringia zu einer schriftlichen Stellungnahme zu dem Vorgang bereit. Darin heißt es, aus der Vertragskündigung könne keine ausländerfeindliche Haltung abgeleitet werden. Das „erhöhte Risiko“ sei von EMDE-Geschäftsführer Hergenröder selbst erkannt und gemeldet worden. Er habe der Versicherung mitgeteilt, daß sich Asylbewerber „tagsüber auf dem Betriebsgelände“ der Altpapierfirma aufhielten. Eine Darstellung, der Firmenchef Hergenröder deutlich widerspricht. Er bestätigte zwar, daß es eine Rücksprache mit dem Versicherungsvertreter der Thuringia gegeben habe, als das Asylbewerberheim im Herbst vergangenen Jahres eingerichtet wurde. Ein Risiko durch die Flüchtlinge habe er aber keinesfalls gesehen, da er nach eigenen Worten „mit den Leuten gut klarkommt“. Die Behauptung, Asylbewerber hielten sich tagsüber auf dem Betriebsgelände auf, wurde von der EMDE GmbH als unzutreffend bezeichnet – eine solche Mitteilung an die Thuringia habe es nie gegeben. Tobias List

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