■ Urdrüs wahre Kolumne: Wir sind alle Sünderlein, Herr Heyme
Urdrüs wahre Kolumne
Wir sind alle Sünderlein, Herr Heyme
itte sagen Sie mir, daß nicht wahr war, was ich gestern abend gesehen: ein sportiver Radler in bunter Wurstpellenmontur rast auf seiner Turbomaschine an mir entlang und trägt auf seinem Helm, auf dem obendrein ein mutmaßlich aus Gummi bestehendes Zackengebilde montiert ist, das wahrscheinlich einen Blitz, vielleicht aber auch eine Drachenhaut oder en genopptes Spezialkondom für Härtefälle darstellen soll. Nach diesem Zentelsekundenblitz auf die brachliegende Seele eines ambitionierten City-Bikers bereue ich jedes Grinsen, daß ich vor einem Vierteljahrhundert meinem bescheuerten Vetter Eduard für dessen Fuchsschwanz am Moped zuteil werden ließ.
Werter Hansgünther Heyme! Auf am Boden liegende Weinbergschnecken trete ich grundsätzlich nicht, deshalb nur eine kritische Anmerkung zu ihrer Amtsführung: Warum haben Die den famosen Franz E. Peschke als Verantwortlichen für Sponsering nicht angemessen eingesetzt? Wer immobilienschweren Bäuerlein Stradivaris an- und abschwätzt, der kann auch Dentisten Bau-Erwartungsland in der Sahara verkaufen, Diplomatenpässe aus dem Hut ziehen und Doktorhüte aus dem Selbstbaukasten während der Sparkassen-Mitgliederversammlung an hanseatische Pfeffersäcke vertreiben. Damit hätten Sie hinreichend Spielgeld gehabt für Theater mit echten Elefanten, einstürzenden Altbauten und Kreuzigungsszene mit Pavarotti, nackt und mit dem Lied auf den Lippen „Wir sind alle kleine Sünderlein“. Stattdessen wird der Franz beim Fälschen von Imbißrechnungen auf Ente von Lehel-Format verheizt — peinlich, einfach peinlich!
Der portugiesische Priester Nelson de Oliveira Pontes erinnert die Katholiken Bremens daran, daß die Zeitungen voll sind von Falschaussagen, Halbwahrheiten, das schmutzige Geschäftemacherei und Korruption die Szene zu beherrschen scheinen. Sein Resümee: „Nirgendwo Klarheit und Reinheit.“ Dann aber doch: „Genau die verkörpert die Madonna von Fatima, die am 13. Mai 19917 sich vier kleinen Hirtenkindern in der Mulde des Friedens auf einer Steineiche als Frau strahlender als die Sonne zeigte.“ Wir heißen euch hoffen, Zeitungsleser!
Was aber halten wir von der Mitteilung der Bremer Entsorgungsbetriebe unter dem Titel: „Änderung der Müllabfuhrtermine im Zusammenhang mit Christi Himmelfahrt“? Man kann's mit der Blasphemie auch übertreiben! Ulrich Reineking-Drügemöller
PS.: Wer barfuß geht, dem kann man nichts in die Schuhe schieben.
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