: Metall-Tarifkonflikt ist beendet
■ Tarifkommission hat den Sachsen-Kompromiß gebilligt
Berlin. Der erste Metallarbeiterstreik in Ostberlin und Brandenburg ist beendet. Am frühen Mittwoch morgen billigte die Tarifkommission der IG Metall den zuvor in einer elfstündigen Marathonsitzung mit den Vertretern des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie ausgehandelten Kompromiß. Dieser sieht im wesentlichen die Übernahme der Regelungen der sächsischen Metallindustrie auf die 50.000 Beschäftigten in Ostberlin und Brandenburg vor. Danach sollen die Löhne ab 1. Juni diesen Jahres um 15 auf 75 Prozent des Westniveaus angehoben werden, am 1. September auf 77 und ab 1. Dezember auf 80 Prozent. In weiteren Stufen soll dann eine volle Angleichung bis Mitte 1996 erreicht werden. Von seiner Dresdner Vorlage unterscheidet sich der Berliner Abschluß lediglich in einigen Details, wie die stufenweise Abschaffung von Abschlägen für Angestellte.
In der Tarifkommission stimmten lediglich 38 Mitglieder für den Kompromiß, 29 votierten dagegen. Der Bezirskleiter Horst Wagner erklärte nach der Sitzung, daß dieses Verhandlungsergebnis kein Grund zum Feiern sei, „aber das beste, was wir aus der gegebenen Situation machen konnten“. Ob die IG-Metall-Mitglieder diese Einschätzung teilen, wird sich am 25. und 26. Mai erweisen, dann findet die Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis statt. In der AEG-Schienenfahrzeuge GmbH in Hennigsdorf war bereits vor dem Abschluß großer Unmut gegen den sächsischen Kompromiß laut geworden. Der Betriebsratsvorsitzende und der Vertrauenskörperleiter des Werkes, Wobst und Graffenberger, hatten das dortige Ergebnis, das nun auch für sie gelten soll, als „große Niederlage“ für die IG Metall bewertet, von deren Führung sie sich „verraten fühlen, wenn dieser Abschluß auch für uns wirksam werden sollte“. Die Arbeitgeber hätten dann ihr Ziel, die Beseitigung des bestehenden Tarifvertrages, voll erreicht. Wobst und Graffenberger befürchten, daß damit die Basis für eine effektive Gewerkschaftsarbeit auf Jahre nachhaltig geschädigt sei.
Zur Wirksamwerdung des Abschlusses ist bei der Urabstimmung in der kommenden Woche die Zustimmung eines Viertels der Mitglieder erforderlich. In Sachsen hatten 78 Prozent der Metallarbeiter für das Ergebnis ihrer Verhandlungskommission votiert. dr
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