Aktion

■ "Warten auf Abschiebung: Neues Schiff in Neumühlen", taz vom 28.4.1993

„Warten auf Abschiebung: Neues Schiff in Neumühlen“, taz vom 28. 4. 1993

Liebe Redakteure! Anfang Januar gab die BAGS die Pressemitteilung heraus, daß der Austausch von drei kleineren Wohn- und Aufnahmeschiffen für Flüchtlinge zugunsten zweier größerer Schiffe für die gleiche Anzahl von Flüchtlingen (2500 Menschen) und die Unterbringung einer Verwaltungseinheit (bestehend aus Einwohner-, Gesundheits-, Sozialamt und einer Außenstelle für die Anerkennung von Flüchtlingen), ab Monat Mai geplant sei. Meines Erachtens wurde von euch die Situation richtig bewertet, in dem von dem offensichtlichen Aufbau einer Zentralen Aufnahmestelle (ZAST) für Hamburg in Verbindung mit der geplanten Verschärfung der Asylgesetzgebung geredet wurde. Um so erstaunter war ich, daß nichts von der Fahrraddemonstration durch den Stadtteil am 17. 4. und dem anschließenden Info-Cafe vor den Flüchtlingsschiffen, aufgerufen durch das „Altonaer Bündnis gegen Rassismus“, berichtet wurde, obwohl ein Redakteur der taz und eine u.a. für die taz arbeitende Fotografin anwesend waren. Leider gibt es nicht so viele Aktionen von An- bzw. Bewohnern eines Stadtteils, die sich über das Niveau der Freizeitsozialarbeit hin auf eine politische Ebene hinwegbegeben. In dem verteilten Flugblatt sollte der Berichterstattung von „Abendblatt“ und „Elbe-Wochenblatt“ entgegengewirkt werden und den Bürgern die untragbare Situation auf den Schiffen (u.a. Überbelegung der Kabinen, Taschengeld anstatt volle Sozialhilfe, Einheitsfolienessen) vermittelt werden, und die Flüchtlinge über die Gesetzesverschärfung mit der Einführung des neuen Asyl„beschleunigungs“gesetzes aufgeklärt werden.

In den zahlreichen Gesprächen hat sich herausgestellt, daß z.B. dieses die ersten Gespräche mit Deutschen seit Zuzug nach Hamburg war oder einige Flüchtlinge in den nächsten Tagen in andere Bundesländer umverteilt werden sollten. Auch konnten wir mehr über deren politische Verfolgung und der wirtschaftlichen Situation des Heimatlandes erfahren. Schließlich ist nicht jedem/r unbedingt bekannt, wie es z.B. in Togo, Nigeria oder in den verschiedenen Teilen der ehemaligen UdSSR aussieht. Bei einem Treffen mit Flüchtlingen eine Woche später wurde die „Aktion“ als positiv bewertet. Eine Berichterstattung in der taz hätte vielleicht anderen interessierten Lesern die Kontaktaufnahme mit unserer Initiative ermöglicht. Mit solidarischem Gruß Verena Brachvogel