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Mut zum Evergreen!

■ Das „Hal Galper Quartet" spielte im KITO: Barmusik und Freejazz

„Kümmert euch gar nicht um uns! Wir versuchen bloß, Spaß zu haben!“ ist ein recht kecker Ratschlag eines Musikers an sein Publikum, aber Pianist Hal Galper traf mit diesem ironischen Kommentar genau die Grundstimmung dieses Konzerts.

Denn an jedem Ton, jeder Geste der vier Jazzer konnte man erkennen, wieviel Spaß sie miteinander auf der Bühne hatten. Natürlich sprang der Funke sofort aufs Publikum über, denn so entspannt und sympathisch erlebt man auch die alten Hasen des Jazz nur selten auf der Bühne.

Galper ist seit zwölf Jahren Mitglied des Phil Woods Quartets und dort herrscht ein viel strengerer, klassizistischer Ton. Nun spielt er in seiner eigenen Band mit offensichtlichem Vergnügen all die Stücke, über die der puristische Woods nur die Nase rümpfen würde.

So reicht das Repertoire dieser Band von gepflegter Barmusik bis zu Freejazzimprovisationen. Nat King Coles „Unforgettable“ wurde mit derselben Tiefe interpretiert wie eine Ballade oder eine funkige Soulkomposition im Stil von Horace Silver.

Die Bandmitglieder hatten die gleiche, leicht romantische Sensibilität wie Galper: Wayne Dockery mit einem warmen, singenden Ton auf dem Kontrabass; Steve Ellington mit einem swing und drive am Schlagzeug, der an die großen Drummer des Bop erinnerte; und schließlich Saxophonist Jerry Bergonzi, der aussah und spielte wie der junge Stan Getz. Auch die technischen Probleme mit Ellingtons Basspedal konnten den Musikern die Stimmung nicht vermiesen: während der Reparatur spielte Galper ein wunderschönes Pianosolo. Nur die merkwürdigen Schließregeln des KITOs irritierten die Musiker etwas. Nach 45 Minuten entschuldigte sich Galper quasi beim Publikum, weil sie ihren ersten Set schon beenden mußten. Sie hätten gerne länger gespielt: „We don't do this for the money!“ Willy Taub

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