piwik no script img

Der kleine Vororth

■ Wörterbuch der Welt der Moden des Reisens – 10. Folge

Sanfterer Tourismus, der: Virus, der nach dem schnellen Abklingen des Sanften Tourismus und vor dem für die Saison 94 zu erwartenden Eintreffen des Kuschelweichen Tourismus derzeit im Tourismuswesen um sich greift. Der von S.T. befallene Tourist unterläßt es ganz plötzlich, plastene Marmeladenschälchen zu horten und per Jeep die Nieswurz plattzuwalzen. Nimmermehr auch läßt er sich fürderhin mit nackten Schwarzen fotografieren. Besonders verhaßt ist der S.T. bei Oberstorfer Skilehrern, weil die infizierten Mädels aus Wattenscheid sich abrupt weigern, in die einheimischen Sozialstrukturen einzubrechen.

Sommersonnestrand, derdiedas: Gilt in Verbindung mit funfunfun als Herzstück eines Urlaubs, das sich durch den Einbezug von Grünalgen, Ölschlick und marodierenden Surferherden in seinem Erlebnisgehalt noch anreichern läßt. Daß S. ein voller Erfolg war, wird durch das baldige Auftreten eines bösartigen Malignoms bestätigt.

Stierkampf, der: Veranstaltung mit Tieren und Menschen in Spanien und Frankreich, die deutschen Touristen a) „die psychische Verrohung des Iberers“ in tiefer Befremdung an den Pranger zu stellen erlaubt oder b) „die archaische Wildheit in der Auseinandersetzung mit den Themen Männlichkeit und Tod“ zu feiern Anlaß bietet. Unverzichtbar.

Teutonengrill, der: Imbißstation an der italienischen Adria, bekannt für die sachkundige Zubereitung des „Röstgermanen“. Dabei wird ein roher, in vollem Fette stehender Germane bei hoher Hitze unter häufigem Wenden und reichlichen Ölgaben mürbe gebraten. Gar ist er, wenn die Haut Blasen wirft und seinem Mund leise Stöhnlaute entweichen. Aus Gründen des Artenschutzes heute allerdings verpönt.

Trinkgeld, das: Ausgeklügeltes touristisches Verfahren, durch den geringstmöglichen Einsatz von landesüblicher Währung ein Höchstmaß an Fremdenfreundlichkeit beim Personal auf Urlaubsdauer sicherzustellen. Setzt eine gewisse Kenntnis der Seele des Ureinwohners voraus. Anfänger, die auf ihr in schöner Offenheit vorgetragenes „Du-nix-machen- Bett-du-nix-pinke-pinke“ nur ein „Steck-dir-deine-hundert- Lire-sonstwohin-du-Arsch“ zu hören bekommen, sollten den Einsatz erhöhen. Karl Anton & Vororth

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen