: Soundcheck
■ Wynton Marsalis / Elliot Sharp und Zeena Parkins / The Mighty Mighty Bosstones
SOUNDCHECK
Gehört: Wynton Marsalis. Konservativ, ja rückständig wird der unbestritten versierte Trompeter gern gescholten, und das vorzugsweise von Leuten, denen wahrscheinlich die Ohren abfallen täten, ginge Marsalis mit der Jazztradition plötzlich so um wie sagen wir mal Henry Threadgill. Tat er natürlich nicht am Samstagnachmittag im Stadtpark, aber mit einem Schongang für Jazz mit Bügelfalten hatte sein Programm genausowenig zu tun. Die siebenköpfige Band, hervorragend besetzt und eingespielt, ließ hören, wie locker sie über Blues und Hardbop verfügt und welche Spannung sich (in memoriam Mingus) mit dieser Kompetenz aufbauen läßt. Oder wie befreiend Explosionen wirken können, wenn sie in einem Tambourinsolo (!) münden, das schließlich ganz sachte hinter den Lauten der Stadtparkpiepmatze verebbt. Der Ausgewogenheit halber sei jedoch auch der Hubschrauber erwähnt, der kurz davor höchst unpassend in eine ruhige Trio-Passage geplatzt war. Wynton Marsalis verabschiedete sich jedenfalls um kurz nach fünf mit „Thank you, good night“. Das wäre ihm bestimmt auch bei Sonnenschein passiert. Andreas Schäfler
Heute abend: Elliot Sharp und Zeena Parkins. Mit dem heutigen Konzert des New Yorker Noise- Orginales und der E-Harfinistin Zeena Parkins startet das Westwerk ein dreiteiliges Mini-Festival, das am Mittwoch mit Tom Cora und am Sonntag mit dem Frauenduo Vibraslags fortgeführt wird. Sharp, der mit seiner Carbon-Band schon öfter das Land bereist hat, hat seinen völlig eigenen Gitarrenstil entwickelt, der große Bögen zwischen brutalen Impressionen und Blues schließt. Das Zusammenspiel mit Parkins, die auch bei Carbon mitzuspielen pflegt, ist eine jener typischen Verbindungen der New Yorker Noise-Scene, die einen bis zum Ende des Konzertes nicht ahnen läßt, was noch alles auf einen wartet. Nur Krach-Klangfetischisten sind sich eines Vergnügens wirklich gewiß. tlb
Westwerk, 22 Uhr
Heute abend: The Mighty Mighty Bosstones. Ska, einer der letzten unkorrumpierten Teilbereiche der Populärmusik, lebt, nur von Zeit zu Zeit als Idee oder Zitat aufgegriffen, ansonsten seit Jahrzehnten gemütlich vor sich hin. Diesem Ewigkeitsaspekt verdanken die Mighty Mighty Bosstones aus Boston fraglos das Überleben des dortigen Hardcore-Niedergangs. Zu mindestens 50 Prozent besteht ihre ungestüme Musik aus knackigem Two-Tone-Groove, den Rest füllt die achtköpfige Gang zu 110 Prozent mit deftig metallischem Hardcore. Der vehemente Einsatz von Gitarren nimmt dem Ska seine
1stereotypische Dudeligkeit, Rhythmus und Bläser injizieren dem Hardcore Leichtigkeit und Spaß. Von der Tanzbarkeit dieser Melange zeugen noch Fußspuren, die
1das enthusiasmierte Publikum beim letzten Auftritt der Amis an der Decke (!) des Markthallenfoyers hinterließ. Holger in't Veld
Markthalle, 21 Uhr
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