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Handwerker gewinnt gegen Künstler

■ Weiter Favoritensterben bei der Tischtennis-WM: Jan-Ove Waldner draußen

Berlin (taz/dpa) - Er selbst bezeichnet sich gern als „Handwerker“ und er wird beim Favoriten- Ausgucken vor WM oder EM gerne übersehen. Und doch ist Jean-Michel Saive aus Belgien einer der erfolgreichsten Tischtennis- Spieler der Gegenwart. Mit irrsinnigem Kampfgeist ausgestattet beißt sich von Runde zu Runde. Das reichte immerhin schon zur letztjährigen Vize-Europameisterschaft, wo er erst im Finale Jörg Roßkopf unterlag. Sein Gegenüber wurde jahrelang als „Künstler“ gehandelt. Ihm wird nachgesagt, lieber an Roulettetischen zu sitzen, anstatt vernünftig zu trainieren, und nur von seinem unglaublichen Talent zu leben. Trotzdem erreichte Jan-Ove Waldner die letzten drei WM-Endspiele, ist Nummer Eins der Weltrangliste und Olympiasieger. Die Gegensätze im WM-Halbfinale hätten nicht größer sein können.

Eigentlich ist ein Mann wie Saive ein gefundenes Fressen für Waldner, der vor allem mit der Geschwindigkeit der Bälle seines Gegners spielt, weil er dank seiner schnellen Beine immer schon da steht, wo der andere hinzuspielen pflegt. Auf der anderen Seite atmete Saive wie ein Ackergaul und zog immer wieder den wohl brutalsten Topspin, den es im Männer- Tischtennis zur Zeit zu bestaunen gibt. Andererseits hat der Belgier nicht allzuviele spielerische Möglichkeiten. Wenn seine Vorhand nicht durchkommt, hat er kaum andere Möglichkeiten.

Doch diesmal kam sie durch. Zwar dominierte Waldner den Beginn der einzelnen Durchgänge, aber der manisch fightende Belgier gewann sogar den zweiten Satz nach einem 11:19-Rückstand noch mit 25:23 und siegte schließlich glatt in drei Sätzen. Saive trifft nun im Finale auf den letzten Titelanwärter, der das Favoritensterben überlebt hat, den Olympia-Zweiten Jean-Philippe Gatien.

Den Titel bei den Frauen holte sich in einem sehr einseitigen Endspiel die Weltranglisten-Dritte Hyun Jung Hwa aus Südkorea mit 3:0 gegen die für Taiwan startende, gebürtige Chinesin Chen Jing. Damit ging das Einzel-Gold bei den Frauen erstmals seit 1979 nicht nach China.

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