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Stahlarbeiter kommen schneller auf Westlöhne

■ Besserer Abschluß als in der Metallindustrie

Berlin (AP/ dpa) – Das Weiterstreiken hat sich gelohnt. Den im Metallgewerbe erzielten Kompromiß wollten die rund 20.000 ostdeutschen Stahlarbeiter nicht übernehmen, weil sie eh schon weniger verdienen. Jetzt haben sie tatsächlich ein wenig mehr herausgeholt: Schon ab 1.Juni, ein halbes Jahr früher als die der Metaller, werden ihre Löhne auf 80 Prozent des Westniveaus angehoben. Die volle Lohnangleichung ist dann für April 1996 vorgesehen, das sind drei Monate eher. Ferner erhalten die Stahlarbeitnehmer eine einmalige Zahlung von 390 Mark. Mit diesem Ergebnis wurden am Wochenende die Weichen für ein Ende der knapp dreiwöchigen Streiks an den ostdeutschen Stahlstandorten gestellt. An ihnen hatten sich zuletzt 8.000 Beschäftigte beteiligt.

Arbeitgeber und IG Metall hatten sich am Sonntag morgen nach über zwölfstündigen Verhandlungen auf den neuen Stufentarifvertrag verständigt. Sie einigten sich in Anlehnung an die Metallindustrie auch auf eine Härteklausel für wirtschaftlich schwache Betriebe.

Derweil demonstrierten rund 10.000 Stahlarbeiter in Völklingen gegen die drohende Schließung der dortigen Saarstahl AG und den Verlust von bis zu 7.200 Arbeitsplätzen. Sie bildeten eine Menschenkette mit Fackeln vom Werkstor bis ins drei Kilometer entfernte Stadtzentrum. Am Montag soll bei einem Treffen zwischen Lafontaine, Töpfer und dem saarländischen FDP-Vorsitzenden Cronauer über das weitere Vorgehen beraten werden. Im Gespräch ist unter anderem eine landeseigene Auffanggesellschaft.

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