: Anleitungen und Zitate zur Kunst
■ Die Ausstellung von HfbK-Studenten "Vier ist auch schon viel" zeigt Spielereien mit Kunstvorbildern
zeigt Spielereien mit Kunstvorbildern
Im Schaufenster gegenüber dem Filmhaus liegen Kästen mit Ausmaltafeln für Gemälde. Mit durchnumerierten Zahlenfeldern sind hier nicht röhrende Hirsche, sondern moderne Kunst zu kopieren. Etwa wenn „IKB“ von Yves Klein monochromes Blau verlangt, steht auf der Tafel eben nur eine Zahl für „blau“. In der Vitrine neben dem Ladeneingang Variationen der Playmobil-Figur „Künstler“: Auf den Kopf gestellt ergibt sie für den spöttischen Kenner flugs Kunst a la Baselitz, im kieselgroßen Steinkreis assoziiert man Richard Long und auch ein kleines Stühlchen mit Fettecke fehlt nicht. Zum zweiten Mal stellen Sylvana Toneva und Christian Jankowski ihren Raum Studenten der HfbK zur Verfügung. Die Playmobilfiguren hat Christoph Ebener verfremdet, ganz im Sinne des Hamburgers Wolfgang Strack, der auf der documenta IX ähnliches mit Schlümpfen trieb. Die Ausmalkästen sind von Anke Herrmann.
Vergleichen Sie ab und zu ihr Bild mit dem Titelbild auf der Packung.
Was ist von dieser Packung aktueller Hochschul-Kunst von 1993 zu halten? Passend zum selbstquälerischen Stil der Personaldiskussion an der Hochschule als Ganze: Ein Haufen Ironie, ja sogar ein bißchen Verzweifelung in der selbstironischen Aufhebung des eigenen Arbeitsfeldes steckt in den Arbeiten aller vier Künstler.
Rechtshänder beginnen in der linken oberen Ecke, Linkshänder in der rechten. Es empfiehlt sich, zeilenweise weiterzuarbeiten.
Da retiriert Malerei bei Bendix Harms zum verkümmerten Mittel eines komischen Plots: Der EG- Norm-gequälten Erde wird in einer filmischen Sequenz aus sieben kleinen Bildquadraten ein einzelner Blumenkohl abgerungen und dem Betrachter ein müdes Lächeln.
Nehmen Sie nicht zuviel Farbe auf den Pinsel, sonst entstehen Kleckse.
Christoph Ebener läßt einen Modell-Cowboy auf die Kunstbetrachter schießen, ein am Sockel angebrachtes Zählwerk zählt den Erfolg in erledigten Kunstfreunden und Kritikern. Doch auch dies ist nur freundliches Zitat einer ungleich böseren und aggressiveren Haltung der siebziger Jahre.
Ein passender Rahmen macht sich gut, wenn Sie ihr Bild aufhängen wollen.
Die Kunst, einen ernsthaften Ansatz in einer Vortrags-Performance darzustellen und zugleich überzeichnend zu persiflieren, setzt die perfekte Beherrschung der ver-
1alberten Kompetenzen voraus und genau das mochte man der Eröffnungs-Performance von John Bock zum „Komperativen Kunstvorteil von Conzept-Künstler und Maler“ am Freitag nicht abnehmen. Ganz
1gewiß gilt für die Ausstellung nicht nur der auf den Malkästen zitierte Beuys Satz „Jeder Mensch ein Künstler“, sondern auch sein klassischer Korrektur-Satz gegenüber Studentenarbeiten: „Kannst Du das
1noch ein bißchen schärfer 'rausarbeiten?!“ Hajo Schiff
Alle Zitate aus: „Arbeitsanleitung“ in den Malkästen von Anke Herrmann.
Friedensallee 12, täglich 16-20 Uhr; nur bis 28. 5.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen