: Kohl-Vorschlag begrüßt
■ Politiker aller Parteien für doppelte Staatsbürgerschaft /Begrenzung strittig
Bonn/Berlin (dpa) –Die SPD hat den Vorstoß von Bundeskanzler Helmut Kohl grundsätzlich begrüßt, in Deutschland geborenen Ausländern eine doppelte Staatsbürgerschaft zuzugestehen. Auf Kritik stieß jedoch die Absicht, die doppelte Staatsbürgerschaft auf fünf Jahre zu befristen und dann eine Grundsatzentscheidung für nur einen Paß zu verlangen.
Die Bundestagsabgeordnete und SPD-Sprecherin Cornelie Sonntag forderte den Kanzler gestern auf, nicht auf halbem Wege stehenzubleiben. Den Ausländerinnen und Ausländern, die in der Bundesrepublik längst heimisch geworden seien, werde mit der doppelten Staatsbürgerschaft „auf Zeit“ nur sehr unzureichend weitergeholfen.
Ähnlich äußerte sich die Ausländerbeauftragte des Bundes, Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP). Sie befürworte eine langfristige Doppel-Paß-Lösung. „Der Vorteil ist, daß sich (dann) mehr Menschen dazu entschließen könnten, Deutsche zu werden“, sagte sie dem Saarländischen Rundfunk. Die Politikerin, die bereits vor Monaten einen eigenen Gesetzentwurf zur Einbürgerungserleichterung vorgelegt hat, fügte hinzu: „Wir leben schon mit etwa einer Million Doppelstaatler in der Bundesrepublik. Von Schwierigkeiten hat noch nie einer was gehört.“
Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) stimmte den Überlegungen von Kohl vorbehaltlos zu. „Damit kommt endlich Bewegung in eine langjährige Debatte“, erklärte er nach Angaben des Berliner Senatssprechers. Die in die Diskussion gebrachte Kopplung mit einer fünfjährigen Frist sei ein faires Angebot. Vor allem für die große Zahl der Türken in Berlin würde der bisherige Schwebezustand beendet.
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