: Deponie überflüssig
■ Alba bestellt Thermoselect-Anlage
Wenn es nach dem Willen des Berliner Entsorgungsunternehmens Alba geht, wird die erste deutsche Müllbehandlungsanlage nach dem Thermoselect-Verfahren an der Spree oder im Land Brandenburg errichtet. Das Unternehmen hat nun eine erste solche Anlage mit einer Kapazität von 150.000 Tonnen pro Jahr bestellt. Die rund 210 Millionen Mark teure Maschine könnte Ende 1994 ihren Betrieb aufnehmen.
Die bislang weltweit einzige Thermoselect-Anlage steht im Schweizer Tessin und ist zum Pilgerort von Müllexperten aus der ganzen Welt geworden. Mit dem neuen Verfahren soll Hausmüll und Industrieabfall wesentlich umweltfreundlicher ohne schadstoffhaltige Rückstände vernichtet werden. Statt giftiger Asche und Schlacke entstehen bei der Verbrennung Energie, Mineralstoffe und Metalle, teilte Franz Josef Schweitzer, Geschäftsführer des neu gegründeten Berliner Unternehmens Umwelttechnik, Engineering, Consulting (UEC) GmbH, mit: „Damit werden keine Deponien mehr benötigt.“ Alba und die Krone AG haben die UEC zur Vermarktung des Thermoselect-Verfahrens gegründet.
Durch Zusammenpressen des Mülls auf zehn Prozent des ursprünglichen Volumens, dem Trocknen in einem Entgasungskanal und dem Verbrennen unter Zufuhr von reinem Sauerstoff in einem Hochtemperaturreaktor bei 2.000 Grad Celsius entsteht nach Angaben der Hersteller ein geschlossenes System zur Energie- und Rohstofferzeugung. Das austretende Synthesegas habe die Qualität von Stadtgas, der anfallende schwermetallhaltige Schlamm lasse sich zu wiederverwertbarem Metall aufarbeiten. Giftige Dioxin- und Furanverbindungen entstehen bei dem Verbrennungsprozeß nicht. Als Reststoff der nicht vergasungsfähigen Bestandteile bleibe lediglich ein völlig schadstofffreies, mineralisches Granulat übrig.
Auch entfalle ein weiter Transport des Abfalls über mehrere hundert Kilometer. Denn durch die hohe Umweltverträglichkeit und den geringen Platzbedarf von rund zwei Hektar lasse sich die Thermoselect-Technik an fast jedem Ort anwenden. taz
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