piwik no script img

"Liebe taz...""Bodenverbessernde Maßnahmen" zur Ausrottung der Natur

■ zu: "Zerstörte Idylle" vom 25.5.

Entsetzen und Proteste wurden laut, als am Montag bekannt wurde, daß das kostbare Nest der Beutelmeise in Uni-Ost — der geplanten Siemensstadt — wenige Stunden nach Erscheinen des „Kurier am Sonntag“ barbarisch zerstört worden ist. Ich selber werde beschuldigt, diese Zerstörung leichtfertig in Kauf genommen zu haben, indem ich dieses Foto veranlaßt und dieser und dieser Tat somit Vorschub geleistet habe.

Der Täter, ein armer Irrer? vielleicht! Doch unser Senat kann so etwas viel besser und weit brutaler.

Mit dem Ziel und unter dem wohlklingenden Begriff „bodenverbessernde Maßnahmen“ hat der Wirtschaftsförderungsausschuß am 25.5.93 mehr als 3 Millionen DM zur Verfügung gestellt, um sobald als möglich (und mit besonderer Zustimmung der CDU/FDP Beiratsfraktionen in Horn-Lehe) die gesamte Natur in Uni-Ost auszurotten: Alle Seltenheiten und sonstige Geschöpfe — mehr als 300 verschiedene Arten von Flora und Fauna. Darunter Beutelmeise, Dompfaff, Nachtigall und Waldohreule. Sowie Teichrohrsänger und Kuckuck. Dort leben noch Hermelin, Iltis, Zwergfledermaus, Blindschleiche und die Waldeidechse, in den Fleeten zahlreiche Fischarten wie Bitterling und Zwergstichling, neben all den Kröten, Fröschen und Molchen. Mehr als 40 herrlich gewachsene Eichen und gesunde Ulmen stehen dort neben vielen anderen Baumarten.

Mit diesen „bodenverbessernden Maßnahmen“ zum Wohle der Siemens AG wird damit das gesamte Biotop, bestehend aus Feuchtgebiet, Hochrelief und Trockenrasen - insgesamt 12 ha, ausgelöscht, wenn nicht der Konzern und der Senat doch noch bereit sind, über Alternativen nachzudenken.

Wo bleibt der Aufschrei der Bürger, wo bleibt der Protest gegen dieses Vandalentum, das sich nicht nur gegen die Natur, sondern letzten Endes gegen unsere eigene Lebensqualität richtet? Gerold Janssen

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen