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Drücker-Chef als Menschenräuber verhaftet

■ Junge sollte von Eltern zurückgekauft werden

Drücker-Chef als

Menschenräuber verhaftet

Junge sollte von Eltern zurückgekauft werden

Wegen erpresserischen Menschenraubs ist in Aurich Haftbefehl gegen den 39 Jahre alten, aus Hamburg stammenden Chef einer sogenannten Drücker-Kolonne erlassen worden. Dem Zeitschriftenwerber wird vorgeworfen, einen 15jährigen aus Wilhelmshaven festgehalten zu haben, weil der als Haustürwerber nicht erfolgreich war.

Wie die Kriminalpolizei am Freitag mitteilte, bot der Drückerchef der Mutter und dem Großvater die Freilassung des Jungen gegen Zahlung angeblicher „Unkosten“ an.

Nach den Ermittlungen war der 15jährige von einem sogenannten „Aufreißer“ in der Wilhelmshavener Innenstadt angesprochen und angeworben worden. Als Verdienstmöglichkeit wurden ihm nach eigenen Aussagen 800 Mark pro Woche bei freier Unterkunft und Verpflegung in Aussicht gestellt.

Der Junge schlug ein und reiste mit. Wenige Tage später sei er wegen unzureichender Leistungen drangsaliert und mit Schlägen unter Druck gesetzt worden, hieß es von der Polizei.

Er sollte die bis dahin angeblich entstandenen Spesen in Höhe von 900 Mark bezahlen. Die Schuhe seien ihm weggenommen worden, um eine Flucht zu verhindern. In seiner Not bot der erfolglose Jungdrücker eine Auslösung durch Mutter und Großvater an.

Als der Kolonnenchef in Begleitung eines Rottweilers und eines Schäferhunds an der Haustür des Großvaters erschien und „Geld gegen Enkel“ verlangte, griff die Polizei zu.

Nach Erkenntnissen der Behörden werden Zeitschriftenabonnements bundesweit mit Drückerkolonnen eingeworben. Mitarbeiter sind häufig arbeitslose junge Männer.

Mit nach Anleitung eingeübten, aber falschen Geschichten über persönliche Notlagen sollen sie Bürgern Abonnements an der Haustür verkaufen. Dabei werde unter Erfolgsdruck oft die Grenze des Zulässigen überschritten, hieß es.

dpa

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